Se la Wi!

Fasnacht 2023: Se la Wi!

Mit dem Motto des diesjährigen Fasnachtsplakat der Bezirkssynode Solothurn (!) blicken wir in den «wilden Westen» des Kantons und las­sen uns von der Leichtigkeit der welschen «savoir vivre» in Grenchen inspirieren: «Egal, was das Leben mit sich bringt – ich nehme es gelassen und heiter, erhebe mein Glas und freue mich, dass ich leben darf.»

Einmal im Jahr ticken nicht nur in Grenchen die Uhren anders als sonst. Für einmal ist es – während der Fasnachtszeit – erlaubt und sogar wünschenswert, innerlich alle Fünfe gerade sein zu lassen und das Leben so, wie es ist, zu geniessen. Können Sie das?

Angehörigen protestantischer Konfessionen wird ja nachgesagt, sie seien zu ernst, wirkten eher als Spielverderber und liessen kaum Freude aufkommen. Stimmt das? Und: Lässt sich der Ernst und die häufig damit verbundene Verkrampftheit in der Lebensgestaltung wirklich auf die Konfessionszugehörigkeit zurückführen oder spielen dabei noch andere Faktoren, wie z. B. die Herkunftsfamilie und die Lebenserfahrungen, eine (wichtigere) Rolle? «Se la Wi» – das denkt wohl der weinbeseelte Hofnarr gerade. Ihm ist bewusst, dass es ihn nicht weiterbringt, sich in unsicheren und angstmachenden Situationen allzu grosse Sorgen zu machen. Im Gegenteil: Seine Lebensenergie für das oft beschwerte Hier und Jetzt wächst ihm aus Gelassenheit und Humor. Aus ihnen heraus lassen sich auch schwierige Situationen leichter tragen, Energien zapfen, man kann anpacken und Manches lösen.

In einer Strophe des Gesangbuchliedes «Wer nur den lieben Gott lässt walten» heisst dieser Gedanke in der Sprache von Georg Neumark (1657): «Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur grösser durch die Traurigkeit.»

Wie wahr, oder nicht?!
Ich wünsche Ihnen, unabhängig von Ihrer Konfessionszugehörigkeit, dass Sie in den kommenden Fasnachtstagen und auch in der anschliessenden Fastenzeit manches Schwere mit Humor, Zuversicht und langem Atem nehmen können. Und fühlen Sie sich immer einmal wieder eingeladen vom weisen Prediger, der sagt: «Geniesse das Leben mit der Person, die du liebst, solange du dein vergängliches Leben führst, das Gott dir auf dieser Welt gegeben hat.» (Prediger 9,9a)

Viel Fröhliches, Genuss und entspannte Momente, gelebt in Gemeinschaft, für Sie!
Se la Wi!

Im Auftrag der reformierten Bezirkssynode Solothurn:
Dorothea Neubert, Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf
Gestaltung, Bossard-Grafik, Lohn-Ammannsegg