Zivilschutz im Impfzentrum

Interview und Kurzführung mit Einsatzleiter Florian Stadler RZSO AareSüd.

«So geht also Impfen», ging mir durch den Kopf, als ich nach meinem Besuch im Impfzentrum Solothurn die Ryt­halle durch den Hintereingang verliess und auf dem Parkplatz stand. Ein idealer Standort mit einem reibungslosen Ablauf, der während der letzten Monate immer wieder verbessert wurde. «Die Impfstofflogistik war zu Beginn eine ziemliche Herausforderung», erzählt Florian Stadler, Kompaniekommandant Pionier/Technische Hilfe der Regionalen Zivilschutz­organisation Aare Süd, der schon mehrere Einsätze absolviert hat. «Mittlerweile haben wir diesen Teil ausgelagert und lassen ihn über einen professionellen Logistikdienstleister mit gekühlten Fahrzeugen erledigen. Unsere eigenen Fahrzeuge waren dafür nicht ausreichend geeignet.»

Die RZSO Aare Süd hilft der Zivilschutzorganisation Solothurn, die den Lead im nicht-medizinschen Bereich im Impfzentrum Solothurn übernommen hat. «Nicht-medizinisch» umfasst Organisation, Logistik, Infrastruktur, Funkkommunikation vor Ort – Bereiche, für die der Zivilschutz regelmäs­sig geschult und eingesetzt wird. Für alles Medizinische wie Impfstoffaufbereitung, Impfung, ärztliche Betreuung, ist medizinisches Fachperso­nal vor Ort. Ein Tagesteam von Zivilschutz und medizinischem Fachpersonal umfasst rund 80 Personen, die sich ablösen oder teilweise halbtags arbeiten.

Die Impfung selbst dauert bescheidene drei Minuten. Der erste Schritt ist jedoch die telefonische oder Online-Anmeldung unter corona.so.ch, um nebst detaillierten Informationen auch die beiden Impftermine innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters zu erhalten. Zwischen den beiden Impfterminen liegen 3 oder 4 Wochen, je nach Impfstoff. Die Impfstoffe «Pfizer» und «Moderna» werden in der Regel gut vertragen, jedoch muss bei beiden mit den bekannten Nebenwirkungen gerechnet werden. Damit kein Impfstoff weggeworfen werden muss, werden übrige Dosen am Ende des Tages an anwesende Personen «verimpft». Angebrochene Fläschchen dürfen am nächsten Tag nicht mehr verwendet werden.

Am Impftag meldet man sich innerhalb des angegebenen Zeitfensters beim Eingang der Rythalle, wo sowohl die Anmeldebestätigung geprüft als auch Fieber gemessen wird. Bei der Eintrittsbefragung werden die hinterlegten Personalien kontrolliert, der Gesundheitszustand als auch weitere Punkte und Angaben überprüft. Auch dies dauert nur wenige Minuten. Da jede angemeldete Person ihr Zeitfenster erhält, gibt es kaum Wartezeiten. Nach der Erstimpfung ist jeder verpflichtet, im Ruheraum 15 Minuten zu warten, damit das medizinische Fachpersonal bei Komplikationen sofort reagieren kann. Nach der Zweitimpfung beträgt die Wartezeit nur noch fünf Minuten. Im Anschluss an die Wartezeit im Ruheraum wird die Impfbestätigung ausgehändigt und die Impflinge können die Rythalle durch den Hinterausgang verlassen.

«Aktuell impfen wir im Hochbetrieb. Das heisst, wir verabreichen 1400 – 1700 Impfdosen pro Tag. Das war nicht immer so. Zu Beginn des Betriebs war die Verfügbarkeit ungewiss – in den Wochen danach war der Impfstoff eher knapp, so dass wir pro Tag nicht so viele Impfdosen verarbeiten konnten. Zwischenzeitlich sind keine Lieferengpässe mehr zu erwarten.» Alle Daten werden schweizweit in der Online-Software der Schweizer Firma OneDoc erfasst. Diesen Entscheid traf der Bund bereits im Dezember 2020.

Der aktuelle zweiwöchige Einsatz der RZSO Aare Süd dauerte vom 31. Mai bis am 12. Juni. Ab Juli wird durch die Aare Süd keine Einsatzleitung mehr wahrgenommen. Für die restlichen Impftermine bis Ende Juli sowie für die Rückbauarbeiten des temporären Impfzentrums in der Rythalle werden noch weitere Angehörige des Zivilschutzes (AdZS) unserer Organisation der RZSO Solothurn zur Verfügung gestellt. «Die Zivilschützer finden die Einsätze und Aufgaben interessant und sinnvoll». Bis auf das Kader sind mehrheitlich immer wieder andere AdZS im Einsatz gestanden. Das Engagement der Zivilschutzdienstleistenden war sehr gross – es gab bei keinem der geleisteten Einsätze Probleme, genügend AdZS aufzubieten. Die Zivilschutzdienstleistenden sind jeweils ab 8 Uhr vor Ort. Impftermine können bis 19 Uhr gebucht werden. Sobald gegen Abend nur noch wenige Impftermine anstehen und nicht mehr so viel Personal benötigt wird, beginnt gegen 17 Uhr die erste Entlassungswelle. Der 6-Tages-Betrieb hat sich bewährt – am Sonntag sowie an Feiertagen wird nicht geimpft. Für weitere Impfungen – auch an Feier­tagen – gibt es neu die Impf-Drive-Ins, z. B. in Grenchen, Zuchwil oder Los­torf.

Die RZSO Aare Süd hat als grösste Zivilschutzorganisation im Kanton Solothurn massgebend zur Erfüllung des Behördenauftrages beigetragen. Anlässlich der DV des VBZAS hat Kdt Michael Grädel über folgende Leistungen seiner RZSO während der Corona-Ein­sätze 2021 informiert:
Eingesetzte Zivilschutzangehörige (AdZS) der RZSO Aare Süd:
– Januar/Februar: 112 AdZS > 1070 DT oder 10 700 Einsatzstunden

– April: 143 AdZS > 1158 DT oder 11 580 Einsatzstunden
– Juni: 57 AdZS > 587 DT oder 5870 Einsatzstunden
– Aufgebotene AdZS für 3 Wochen im Juli: 25 AdZS

Michael Grädel: «Ich danke allen im Einsatz gestandenen RZSO: Grenchen, Thal-Gäu, Solothurn und vor allem den AdZS, Kadern, Soldaten und den Mitarbeitenden der RZSO Aare Süd – ohne euch wäre der Einsatz zu Gunsten der Bevölkerung nicht zu absolvieren gewesen. Herzlichen Dank an meine Leute!»

Christian Tschui, Chef Info RZSO AareSüd, Zuchwil