Bitte keinen Rosenkrieg!
Bald ist es wieder soweit: Unsere Gärten stehen in voller Blüte. Und die Rosen tun dann wieder so, als hätten sie alles im Griff. Üppig, wunderschön und duftend wie ein Flirtangebot. Doch wer genauer hinsieht, entdeckt auf der Unterseite der Pracht das Kleingedruckte: Blattläuse. Winzige Störenfriede mit erstaunlichem Selbstbewusstsein. Und schon beginnt der moralische Spagat: Biogarten oder Rosenkrieg? Schmierseife oder Sprühstoss? Guter Brennnesselsud oder chemische Keule? Klar sind wir nachhaltig. Natürlich. Nur manchmal, wenn der Blick auf das koloniale Gewimmel fällt, träumen auch wir als friedfertige Menschen von einer flächendeckenden Lösung. Denn selbst in der Idylle kann das Kontrollbedürfnis gross sein. Aber zum Glück gewinnen meist Vernunft, Marienkäfer – und unsere Lebensphilosophie. Denn vielleicht geht es im Garten gar nicht um Perfektion, sondern um Perspektive. Und vielleicht um das Aushalten von kleinen Fehlern. Oder um das Wissen, dass alles, was lebt, auch verhandelbar ist.
Und während wir da so stehen, zwischen Rosenpracht und Schädlingsthematik, merken wir: Das mit dem Tempo, dem Druck und der Optimierung, das ist nicht nur ein Gartending. Das ist tatsächlich eine Lebensfrage. Umso besser, dass es Gegenprogramme gibt. Zum Beispiel den slowUp Solothurn-Buechibärg. Ein Tag, an dem Tempo keine Tugend ist. An dem die Strasse nicht nach Geschwindigkeit, sondern nach Achtsamkeit ruft. 46 Kilometer Landschaft, befreit von Motoren, bevölkert von Velos und Laufrädern. Und nicht zu vergessen von Gedanken, die auch Schritt halten können. Die Strecke wird zur Einladung, sich selbst nicht zu überholen. Kommenden Sonntag heisst es wieder Velo statt Auto, Muskel statt Motor, Genuss statt Gehetze. Der slowUp ist wie eine grosse, rollende Brennnesselbrühe für unser Nervensystem. Und das Beste: Er wirkt ganzheitlich. Ob im Garten oder auf der Strasse: Weniger Tempo lautet die wahre Formel für ein blühendes Leben. Denn wer langsam geht, kommt eh besser an – vor allem bei sich selbst.
Simone Leitner Fischer