Bühne Burgäschi

Bühne Burgäschi – Drei Walzer: Eine musikalische Zeitreise von 70 Jahren.

Sie spielen in Drei Walzer drei Rollen: Im ersten Teil Fanny Pichler, eine berühmte Tänzerin, im zweiten Teil deren Tochter Charlotte Pichler, eine Operettendiva, und im dritten Teil die Filmschauspielerin Franzi Jensen-Pichler, Enkelin der Fanny und Tochter von Charlotte. Wie bereitet man sich auf diese Rolle vor?
Eine solche Dreifachrolle ist ein Geschenk. Ich versuche, jede Figur als eigenständige Person zu begreifen. Gleichzeitig schwingt in jeder der Frauen ein Teil der vorherigen Generation mit. Dies finde ich besonders spannend. In der Vorbereitung habe ich also nicht nur Musik, Gesangstechnik und Text geübt, sondern mich auch gefragt, wie spricht und bewegt sich eine Operettendiva der Belle Époque anders als eine Filmschauspielerin im Jahr 1935, wie verändern sich über drei Generationen hinweg Selbstverständnis, Weiblichkeit und Ausdrucksformen.

Welche der drei Rollen gefällt
Ihnen am besten?
Jede Figur hat ihren Reiz und bringt ihre ganz eigene Herausforderung mit sich. Zuerst geht es um Unschuld und Naivität, später um Divenhaftigkeit, Arroganz und Kühle. Im dritten Akt ist die Person charmant und natürlich. Zwischen diesen drei Persönlichkeiten hin und her zu wechseln, ist unglaublich spannend. Wenn ich es aus sängerischer Sicht betrachte, habe ich an Charlotte tatsächlich am meisten Freude, ihr musikalischer Part ist anspruchsvoll, eine echte Herausforderung.

Drei Walzer spielt über einen Zeitraum von 70 Jahren und drei Generationen. Wie wirkt sich dies auf das Spiel aus?
Man unternimmt eine Zeitreise, nicht nur äusserlich, auch innerlich. Jede Epoche bringt eine andere Atmosphäre, ein anderes Tempo, ein anderes Frauenbild mit sich. Als Darstellerin versuche ich, dies in Mimik, Gestik und im stimmlichen Ausdruck aufzugreifen. Das Stück lebt von Veränderungen. Vom Glanz der Bälle des 19. Jahrhunderts bis zur verspielten Filmwelt der 1930er Jahre passiert einiges. Stetige Kostümwechsel sind eine logistische Folge. Wer liebt es nicht, dauernd in neue tolle Outfits zu schlüpfen?

Bei der Bühne Burgäschi handelt es sich um eine Freilichtaufführung. Gibt es Dinge, die man hier als Sängerin beachten muss?
Unter freiem Himmel zu singen und zu tanzen ist wunderbar, aber auch fordernd. Es gibt keinen Theatersaal, der den Klang trägt. Stattdessen werden unsere Stimmen per Mikrofon verstärkt. Wind, Wetter und Natur mischen sich ein. Die Freilichtbühne hat einen bestimmten Zauber in sich. Man singt inmitten der Natur. Dies ist etwas ganz Besonderes.

Oskar Straus verwendet in der Musik des ersten Bildes Musik von Johann Strauss Vater, im zweiten Bild Musik von Johann Strauss Sohn und im dritten Bild eigene Musik. Wie muss man sich das vorstellen?
Die Musik dieses Werks führt uns von der Wiener Klassik bis zur Unterhaltungsmusik der Zwischenkriegszeit! Im ersten Bild klingt alles noch traditionell, fast streng, wie bei Johann Strauss Vater eben, marschähnlich, oft romantisch. Im zweiten Bild erlebt man das grosse Operettenglitzern mit Johann Strauss Sohn. Wir hören
schwelgerische Walzermelodien, voller Schwung und Opulenz. Überrascht wird man im dritten Teil von Oscar Straus‘ ganz neuer Klangwelt: Filmmusik-Flair und Tanzrhythmen in seinem eigenen, modernen Stil. Diese musikalische Entwicklung stimmlich und szenisch mitzugestalten, ist eine tolle Herausforderung. Es macht richtig Spass!

Hermann Gehrig, Burgäschi