Vereine als Spiegel der Gesellschaft.
Vereine und Vereinsgründungen sind auch Spiegelbilder des Dorflebens. So entstanden beispielsweise in einem Dorf verschiedene Turnvereine nach Konfession (KTV Deitingen) oder nach politischer Gesinnung (SATUS Derendingen). Das gleiche Phänomen findet man bei Musikgesellschaften und – einziges Auftreten in Luterbach – bei den Schützengesellschaften Feldschützen und Arbeiterschützen. Was wir allerdings in Luterbach beobachten konnten, waren verschiedene Vereine nach Quartier. 1890 wurde das Flobertschiessen von zwei Gruppen geübt: der einen im Vorholz über 25 m, der anderen über 50 m in der Hofstatt des Restaurants Bahnhof. 1899 verschmolzen die beiden Gruppen und gründeten den neuen Verein Männer-Flobertclub Luterbach, der sich nach mehrmaligem Umbenennen heute Kleinkaliberschützen nennt. Ebenfalls einen eigenen Vorholz-Klub gab es mit dem Sportclub Fortuna im Fussball. 1919 fusionierte dieser mit dem Sportverein (ehemals FC) zum FC Young Boys Luterbach. 1925 kehrte man zum Namen FC Luterbach zurück.
Im Fussball kam das Phänomen von Vereinen nach Nationalitäten hinzu. Den Italienerklub CIS Solettese gibt es seit mehr als 50 Jahren. Italgrenchen ist immer noch ein sehr lebendiger und aktiver Verein. Die meisten Italienervereine stehen aber vor der Auflösung, weil die Italiener mittlerweile so gut integriert sind, dass sie sich nicht mehr für einen italienischen Fussballverein interessieren. Superga Gerlafingen, Meazza Biberist oder Azzurri Niedergösgen sind verschwunden. Auch ATEES, der spanische Verein, ist verschwunden. Er wurde nämlich durch die kurdischen Mitglieder gekapert, übernommen und umgetauft und ist nun der Kurdische FC Solothurn. Neu ist, dass auch kleinere Einwanderergruppen ihren eigenen Fussballklub gründen. Ein Beispiel war Marigona, der Verein der katholischen Kosovaren, den es während etwa fünf Jahren gab, der dann aber wieder verschwand. Oder ganz neu: Canspor Derendingen, der Verein der alevitischen Türken, den es seit ein paar Jahren in Derendingen gibt. Es finden sich alleine in Solothurn ein kurdischer, ein türkischer, ein albanischer, ein kroatischer, ein serbischer und ein italienischer Fussballklub. In all diesen Vereinen spielen jedoch nicht nur Spieler mit diesen Pässen. Keiner der Vereine hat in seinen Statuten geschrieben, dass man einem bestimmten Kulturkreis angehören muss, und immer spielen auch Schweizer mit.
Dieser von Hans Peter Schläfli und Michael Ochsenbein geschriebene Text ist ein Ausschnitt aus der
«Reihe Luterbach» und dem Band 7 «Luterbach – ein Vereinsdorf». Mehr davon und alle anderen Bände
finden Sie im Webshop des Vereins Historisches Erbe Luterbach vhe-luterbach.ch
Michael Ochsenbein,
Präsident Verein Historisches Erbe