VHE Luterbach 04/2021

Verein Historisches Erbe Luterbach:
Der bäuerliche Tagesablauf.

Ein typischer Tag begann früh. Um fünf Uhr stand man auf. Bis sieben war Feuer im Herd gemacht und das Morgenessen gekocht, die Kühe gemolken, das Schweinefutter zubereitet, alle Tiere gefüttert und der Stall ausgemistet.
Zum Morgenessen, meist einer Brot- oder Milchsuppe, traf sich zum ersten Mal am Tag der ganze Haushalt in der Stube: Bauer und Bäuerin, Knechte, Mägde und die Kinder. Dann ging jeder an sein Tagwerk. Der Bauer holte Grünfutter von den Wiesen und ging dann aufs Feld oder in den Wald, die Kinder trieben das Vieh auf die Weide und hüteten es dort. Weidezäune gab es erst viel später, ausserdem wurden die grossen Wiesen für die Heuernte «geschont» und man liess die Kühe an Wegrändern oder auf kleinen, abgelegenen Wiesen weiden.
Die Frauen putzten das Haus, kochten das Schweinefutter für den nächsten Tag vor, tränkten das Vieh, das am Haus geblieben war, und brachten gegen neun Uhr das Znüni (Brot, Butter, etwas Speck) hinaus aufs Feld oder in den Wald. Je nach Jahreszeit arbeiteten alle gemeinsam bis zum Mittag auf den Feldern, bei der Heuernte oder im Wald. Gegen zwölf Uhr war Mittagspause, meist ass man im Haus. Nur während der Ernte brachten die Frauen auch das Mittagessen auf die Felder.
Am späten Nachmittag gab es noch ein Zvieri mit Brot und Speck, und abends mussten noch einmal die Tiere versorgt werden. Der frühe Abend war auch die Zeit, in der sich die Frauen um den Hausgarten kümmerten.
Obwohl er wichtiger Bestandteil der Versorgung des Haushalts war, berichten viele Frauen, den Garten hätten sie immer «nebenher» gemacht. An bestimmten Tagen kamen zusätzliche Aufgaben dazu, die neben den anderen Tätigkeiten bewältigt werden mussten: Bei Schwallers war dies die Mühle und deren Arbeitseinsatz fast rund um das Jahr. Seit langer Zeit hatte der Schwallerhof einen Speicher über dem Bach. Das bedeutete nichts anderes, als dass selber gemahlen wurde. In regelmässigen Abständen wurde sicherlich auch Brot gebacken. Die Wäsche wurde zeitraubend gewaschen und im Herbst Sauerkraut eingehobelt. Etwa um 20 Uhr gab es ein warmes Abendessen, Kartoffeln, Gemüse, Suppe, selten Fleisch.
Danach blieben noch einige Stunden für kleinere Reparaturarbeiten, zum Wäscheflicken oder Bügeln. Zu Bett ging man meist erst kurz vor Mitternacht. Und beim ersten Hahnenschrei ging es wieder hinaus in den Stall.
Dieser von Hans Peter Zuber und Jürg Nussbaumer geschriebene Text ist ein Ausschnitt aus der «Reihe Luterbach» und dem Band 7 «Landwirtschaft – von Bauern und Höfen, Rindviechern und Schweinereien». Mehr davon und alle anderen Bände finden Sie im Webshop des Vereins Historisches Erbe Luterbach vhe-luterbach.ch.

Michael Ochsenbein, Präsident Verein Historisches Erbe