Pfingsten 2024

«Liebe teilen».

An Pfingsten kommt nichts Anfassbares und es gibt nichts Besonderes: Niemand verschenkt so etwas wie Schoggihasen oder -weihnachtsmänner. Es gibt keine bunten Eier in versteckten Nestern und das Christkind hat sich längst aus dem Staub gemacht. Geschenke gibt es – zum Glück für manche – auch keine. Wie also kann Pfingsten einfach erklärt werden?

Das Pfingstgeschehen vor 2000 Jahren kann zunächst nur Menschen vorweisen, die mit einer breiten Palette von Gefühlen der Verunsicherung zusammenkamen: Sie waren ratlos und verzweifelt, orientierungslos und voller Angst. Die Erschütterung, dass Jesus, ihr Lehrer, doch nicht mehr da war, reichte bis ins Tiefste. Die kurz aufgeflammte Hoffnung, dass der Abschied und der damit verbundene Schmerz nur ein böser Traum seien, wirkte wie ein geknickter Strohhalm, an den sie sich nun nicht mehr klammern konnten. Während der vergangenen 40 Tage nach Ostern waren Jesu Freunde mit dem Auferstandenen persönlich unterwegs. Die Hoffnung, dass er doch lebt, war, wie Christus selbst, dann aber in den Himmel aufgehoben worden und sie standen seitdem sprachlos da. Doch irgendwo war sie noch da, ihre Hoffnung, die einer noch nicht zur Blüte gekommenen Pfingstrose glich.

An ihr hielten sie fest in ihrer Verzweiflung. Und 10 Tage später waren sie, wie es im Bericht über das Pfingstgeschehen heisst, an einem Ort zusammen, als sie ein plötzliches Brausen überraschte und «Zungen wie von Feuer» sich auf allen Menschen niederliessen, sie wieder Sprache fanden und einander ihre Sorgen und Nöte erzählen konnten.

Manchmal fühlt sich «Liebe» so an: Sie ist plötzlich da und verändert den Menschen. Sorgen beginnen, bewältigbar zu werden und mit den Steinen, die im Weg liegen, kann miteinander Neues gebaut werden. Gemeinschaft trägt und hält, Solidarität stärkt den Rücken. Liebe macht offen, davon weiterzugeben und zu teilen.

An Pfingsten, von dem die Bibel im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte berichtet, kam diese Kraft, die Leben und Überleben möglich machte. Aus den Gefühlen der Unsicherheit und Angst entstand Neues. Dass Gottes Geist kam, konnten sie schlecht erklären, aber sie erfuhren es.

Ja, Pfingsten ist schwierig, das zu erklären – aber erfahren können es noch heute alle, die für Gottes Wirken offen sind und anfangen, seine Liebe zu teilen.
Mutige, kräftigende und hoffnungsvolle Pfingsttage wünscht Ihnen

Im Auftrag der reformierten Bezirkssynode Solothurn

Dorothea Neubert, Pfarrerin in der Kirchgemeinde Aetingen-Mühledorf
Gestaltung, Bossard-Grafik, Lohn-Ammannsegg