Land des Honigs – Suffizienz statt Ausbeutung.
Der Verein 2000-Watt-Solothurn zeigte im Anschluss an seine Mitgliederversammlung im Kino Uferbau den Dokumentarfilm «Honeyland». Im Mittelpunkt steht die letzte Wildimkerin Mazedoniens, deren naturverbundene Lebensweise in einem verlassenen Bergdorf auf eine harte Probe gestellt wird. Das Filmteam begleitete die Wildimkerin drei Jahre lang. Der Film thematisiert – exemplarisch am Thema Honig – die Frage nach einer nachhaltigen Lebensweise.
Nachhaltige Honiggewinnung: Die Hälfte für die Bienen, die Hälfte für mich
Die 55-jährige Hatidže und ihre Mutter sind die einzigen verbliebenen Bewohner eines entlegenen mazedonischen Dorfes. Die unverheiratete Wildimkerin kümmert sich um ihre bettlägerige, halbblinde Mutter. Gleichzeitig bewirtschaftet sie den ohne fließend Wasser und Strom ausgestatteten Bauernhof und stellt Bienenkörbe her. Ihre Bienenvölker siedelt sie in natürlicher Umgebung in Felsspalten im Dorf oder an einem steilen Berghang an. Getreu dem Motto «Die Hälfte für dich, die andere für mich», erntet sie nur, was sie auch wirklich für den Lebensunterhalt benötigt, und leert die Hälfte des gewonnenen Honigs für die Bienen vor deren Stock aus. Sie verkauft ihren hochgelobten Honig gelegentlich auf dem Markt in Skopje und gönnt sich als einzigen Luxus ein Haarfärbemittel.
Nachhaltigkeit versus Gewinnmaximierung
Eines Tages lässt sich eine türkische Nomadenfamilie auf dem Nachbargrundstück mit ihren Rindern nieder. Anfänglich freut sich Hatidže über die neue Gesellschaft. Auch bringt sie Familienoberhaupt Hussein die Imkerei näher und knüpft eine enge Beziehung zum mittleren Sohn.
Hussein wittert im Honig ein lukratives Geschäft. Bald schon stellt er Dutzende Bienenkästen auf und treibt seine Familie rigide zur Mitarbeit an. Er entnimmt entgegen Hatidžes Rat zu viele Honigwaben aus den Kästen, so dass bald Hatidžes Bienenvölker in Mitleidenschaft geraten. Als es Hussein nicht gelingt, den mit einem einzelnen Abnehmer ausgehandelten Ertrag von 200 kg Honig zu erwirtschaften, vergreift er sich eines Tages an einem Bienenstock von Hatidže. Als dann auch noch viel Vieh der Nomadenfamilie verendet, verlässt diese unter Streit das Dorf.
Der mit über 30 internationalen Film- und Festivalpreisen ausgezeichnete, eindrückliche Film sorgte beim anschliessenden, vom Verein offerierten Apéro für angeregte Gespräche unter den Besuchenden.
Susanne Grütter, Verein 2000-Watt-Region Solothurn