Interview: Yvonne Hofer

«Uns fehlen noch Statisten».

Im nächsten Jahr führt der Buechiwäger Verein das Freilichtspiel «D Geier Wally» auf. Die Regisseurin Yvonne Hofer spricht im Interview über die technischen und dramaturgischen Herausforderungen, welche es zu meistern gilt, erzählt warum die Aetigkofer Egg der ideale Schauplatz ist und sie sagt, warum man «D Geier Wally» unbedingt sehen muss.

Yvonne Hofer, wenn man die vergangenen Aufführungen der Buechiwäger Revue passieren lässt, fällt auf, dass auf ein eher ernstes, tragisches Stück ein solches mit heitererem Charakter folgt. Auf «Katharina Knie» im Jahr 2003 gab es fünf Jahre später «Hansjoggeli der Erbvetter». Auf das düstere «Brönz» 2012 gelangte 2018 der vergnügliche «Schärer Micheli» zur Aufführung. Mit «D Geier Wally» gibt es nun wieder etwas schwerere Kost. Ist das Absicht oder Zufall?
Das fällt mir erst jetzt auf. Das ist ein Zufall. Bei «Brönz» merkte man, dass das Stück polarisierte. Die Handlung war schwere Kost. Gerade mit dem Hintergrund des Alkoholproblems. Nach dem «Schärer Micheli» sagten wir uns, dass es durchaus wieder etwas Ernsthafteres sein darf. In erster Linie ging es uns aber darum, wieder ein älteres Stück zu bringen. Das passt in unsere Gegend. Wir können mit Kostümen und der Sprache von früher arbeiten. Unser Publikum hat das gern. Wenn man von dieser Ausgangslage ausgeht, bleiben dann gar nicht mehr so viele Stücke zur Auswahl. Gotthelf ist natürlich immer sehr beliebt. Doch sind Freilichtaufführungen wie «Dr Ueli uf dr Glungge» oder «Die Käserei in der Vehfreude» mit sehr viel Aufwand verbunden. Beim Suchen stiess ich dann auf «D Geier Wally». Ich kannte dieses Stück, da ich in jungen Jahren bei der Liebhabertheater Gesellschaft Solothurn darin mitspielte.

Die Geschichte der Geier Wally spielt ursprünglich in den Tiroler Alpen. Wie passt das Stück in den Bucheggberg?Es hat den ländlichen Aspekt und die Eigenheiten der Landbevölkerung. Ich denke, es ist ein Stück, das man hier bei uns sehr gut bringen kann. Die Rahmenhandlung spielt natürlich in der Schweiz und wir sprechen in unserem Dialekt. Wir verwenden die Fassung einer anderen Freilichtaufführung, die in der Schweiz stattgefunden hat, als Grundlage. Daran habe ich ein paar Anpassungen vorgenommen.

Sie haben das Stück auf den Spielort Egg bei Aetigkofen adaptiert, wie sind Sie dabei vorgegangen?
Sobald der Vorstand des Buechiwäger Vereins die Stückwahl abgesegnet hat, gehen wir auf Spielortsuche. Die Idee ist ja, dass wir immer an einem anderen Ort spielen. Ich konnte da auf die Hilfe von Fritz Fankhauser aus Lüterswil zählen, der mit mir durch den Buch­eggberg fuhr. Die Egg erachteten wir schliesslich beide als ideal, weil es dort eine Terrassierung hat, und das Stück auf zwei Ebenen, auf der Alp und im Dorf, spielt. Man kann also optisch zwei Spielorte machen. Zudem lässt sich dort auch die ganze Festinfrastruktur aufbauen. Dies ist bei der Standortwahl ebenso entscheidend.

Welche Herausforderungen gilt es bei zwei Spielebenen dramaturgisch zu meistern?
Es hat längere Wege. Konkret heisst dies, wenn eine Figur unmittelbar von einem Ort zum anderen wechseln muss, gilt es dies beispielsweise mit Text zu überbrücken. Oder man baut gewisse Sachen ein.

Sind bereits alle Rollen besetzt?
Ja, die Rollen sind alle besetzt. Es fehlen uns allerdings noch Statisten. Gerade an jüngeren Leuten haben wir noch einen gewissen Mangel. Wer also Lust und Zeit hat mitzuwirken, ist herzlich willkommen.

Wann beginnen die Proben?
Im November und im Dezember kommt das ganze Ensemble zweimal zusammen, um gemeinsam das Stück zu lesen. Dabei werden wir auch die Rollen besprechen und die Charaktere definieren. Mit den Proben beginnen wir Anfang 2023. Geprobt wird jeweils an zwei Abenden pro Woche.

Und wann werden Sie erstmals vor Ort proben können?
Das Ziel ist, ab Mai vor Ort zu proben.

Der Aufwand ist ja enorm. Was galt es sonst noch zu meistern?
Eine Herausforderung war die Erstellung des Probeplans. Es war nicht ganz einfach, diejenigen, die in der gleichen Szene spielen, am gleichen Abend zusammenzubringen.

Wie würden Sie sich als Regisseurin beschreiben?
Es ist nicht ganz einfach, sich selber zu beschreiben. Also. Ich habe meine Vorstellungen, was ich will. Ich lasse mich aber auch gerne überzeugen, dass andere Sachen auch stimmen. Aber schlussendlich bestimme ich. Dies ist wichtig, weil es einen roten Faden braucht, weil es ein klares Ziel braucht, wie etwas auf die Bühne gebracht werden soll. Gleichzeitig ist es für mich aber sehr wichtig, dass es allen wohl ist. Es darf keine schräge Stimmung geben, denn sonst geht es nicht. Und man muss sich immer bewusst sein, dass es jeden und jede braucht. Vor und hinter der Bühne. Mein Anspruch ist zudem, die Schauspieler auf dem gleichen Niveau zu halten.

Warum muss man die Auf­führung «D Geier Wally» unbedingt besuchen?
Einerseits natürlich wegen der Faszination Freilicht. Andererseits wegen des Stücks. Es lebt von eher feinen Szenen mit Zweiergesprächen und andererseits von lebendigen Massenszenen, bei denen etwas los ist. Und natürlich darf der Charakter der Geier Wally nicht vergessen werden, die zu ihrer damaligen Zeit eine sehr starke Frau war. Ich hoffe, dass wir den Spirit, der bei den bisherigen Freilichtspielen geherrscht hatte, wieder hinbringen werden.

Die siebte Darbietung
Die Buechiwäger Freilichtspiele haben ihren Ursprung im Festspiel «Üse Wäg», mit dem 1991 beim Schloss Buch­egg die 600-jährige Zugehörigkeit des Bucheggbergs zu Solothurn gefeiert wurde. 1992 wurde der Buechiwäger Verein gegründet mit der Absicht, alle vier oder fünf Jahre im Bucheggberg eine Freilichtaufführung auf die Bühne zu bringen. Nach «Steibruch» (1995), «Belinda» (1999), «Katharina Knie» (2003), «Hansjoggeli der Erbvetter (2008), «Brönz» (2012), «Der Schärer Micheli» (2018) ist «D Geier Wally», die am 15. August 2023 Premiere feiern wird, die siebte Aufführung der Buechiwäger.

Daniel Rohrbach

Weitere Informationen
www.freilichtspiele.ch