Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg.
Damit ein Hirsch geschossen werden kann, muss vieles stimmen.
Am diesjährigen Grafen-Anlass der Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg referierte Konrad Isch. Der passioniertre Jäger aus Aetigkofen sprach über Rothirsche im Allgemeinen, über des erste erlegte Tier im Bucheggberg und was es mit dem diagonalen Schiessen auf sich hat.
Vor 150 Jahren war der Rothirsch in der Schweiz ausgerottet. Ab 1870 wanderten aus Österreich wieder erste Hirsche in den Kanton Graubünden ein. Sukzessive nahm der Hirsch einen Grossteil der Schweizer Alpen und Voralpen in Beschlag. Heute tummeln sich rund 40000 Tiere in den Schweizer Wäldern. Doch das Comeback ist noch nicht abgeschlossen. Grössere Gebiete mit durchaus günstigen Bedingungen sind noch weitgehend hirschfrei. Etwa der zentrale und östliche Jura sowie westliche Teile der Alpen. Doch nicht so der Bucheggberg. Seit einiger Zeit ist der König der Wälder hier wieder anzutreffen. Dass dies nicht schon früher geschah, hat auch mit dem Längwald zu tun, der sich zwischen Aare und Autobahn von Wangen a. A. bis nach Rothrist hinzieht. «Dort blieb er nämlich hocken», sagt Konrad Isch vergangene Woche auf dem Buechischlössli am diesjährigen Grafen-Anlass der Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg. Deshalb sei es wichtig, dass man Korridore, also Wildbrücken mache, sagt der passionierte Jäger aus Aetigkofen, der bis diesen Frühling dem Hegering Bucheggberg vorstand. Denn, fuhr Isch fort, gerade die Autobahnen hinderten den Rothirsch häufig an der Ausbreitung.
Der Rothirsch ist die grösste freilebende Wildtierhufart der Schweiz. Ein männliches Tier kann bis zu 150 Zentimeter gross werden – was die Schulterhöhe angeht – und bis zu 250 Zentimeter gross, mitsamt dem Geweih. Beim Gewicht erreichen sie bis zu 250 Kilogramm.
Das Geweih werfen die Hirsche – nur die männlichen Tiere tragen ein solches – jeweils Ende Februar/ Anfang März ab. «Beide Stangen werden innerhalb 24 Stunden abgeworfen», erklärte Konrad Isch. Und dieses Geweih kann ein stolzes Gewicht haben. Zur Demonstration hatte er eine vier Kilogramm schwere sogenannte Abwurfstange mit dabei, die im Bucheggberg gefunden wurde. «Kurz nach dem Abwurf bildet sich das Geweih dann wieder neu», erklärte er. Der ganze Prozess dauere 130 Tage, und während der ganzen Wachstumsphase sei das Geweih durchblutet.
Der erste Bucheggberger Hirsch der Neuzeit, wenn man so sagen will, wurde übrigens im letzten Jahr in Brügglen erlegt. Er habe aufgebrochen und mit Geweih 124 Kilogramm auf die Waage gebracht, wusste Konrad Isch zu berichten. Damit ein Tier überhaupt erlegt werden kann, muss vieles stimmen. «Einer der wichtigsten Faktoren dabei ist, dass der Hirsch steht und nicht diagonal auf das Tier geschossen wird», erklärte der Jäger.
Die Jagd auf dem Hirsch ist vom 1. August bis zum 30. September erlaubt. In diesem Jahr dürfen im Bucheggberg und im Wasseramt insgesamt sechs Hirsche geschossen werden. «Es ist überhaupt nicht gesagt, dass wir auch wirklich deren sechs schiessen können», sagte Konrad Isch. «Wir gehen jetzt auf den Ansitz. Und wenn nichts kommt, dann gehen wir wieder nach Hause. Wir Jäger sind überhaupt nicht erpicht darauf, auch wirklich alle sechs schiessen zu können.»
Nur für Grafen und Gräfinnen
Der 2010 gegründete Verein Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg hat sich zur Aufgabe gemacht, die Stiftung Schloss Buchegg finanziell zu unterstützen. Mit abgestuften Jahresbeiträgen, (bis 49 Franken «Gönner»; von 50 bis zu 249 Franken «Ritter» oder «Prinzessin»; ab 250 Franken «Graf» oder «Gräfin») gibt es differenzierte Beitragskategorien. Grafen, Gräfinnen, Ritter und Prinzessinnen werden mit Jahresprogramm, Jahresbericht, Einladungen zu Vernissagen im Schloss und einer Einladung zur Jahresversammlung bedient. Grafen und Gräfinnen erhalten zusätzlich eine Einladung zum Grafen-Anlass.
Daniel Rohrbach, Brügglen