GoodNews KW35/22

Kinder meinen es ernst. Sind Sie auch umweltbewusst?

Ich tue immer wieder Gutes für den Klimaschutz – ansatzweise. Der Weichspüler ist bei mir tabu, ausser das Frottiertuch muss kuschelweich sein. Den Müll trenne ich, solange es nicht all zu mühsam wird. Und zwei Blusen aus recycelter Baumwolle, die trage ich sogar ab und zu. Natürlich kaufe ich gut assortierte Bioprodukte, die ich mit dem Elektroauto nach Hause karre. Denn, wer bitte soll all das Zeugs schleppen? Und last but not least esse ich keine Tiere. Jedenfalls fast keine. Ghackets mit Hörnli und Apfelmus ist doch einfach göttlich. Ich weiss, ich bin inkonsequent. Ich bin bequem und – das weiss ich seit letzter Woche – ich bin total veraltet. Denn die Umweltpolizei sind heute 9-Jährige und die dulden weder Ausnahmen noch Spielereien. Sie meinen es ernst. Die kleinen Revolutionärinnen und Mini-Revoluzzer essen nicht mal mehr die guten alten Gummibärchen wegen der Tiergelatine und vermeiden Nutella, wegen des Palmöls. Die Kleinen lassen uns ganz schön alt aussehen.

Mein Gamechanger letzte Woche war Jana, 9 Jahre alt und die Tochter meiner Nichte. Jana und ich chatten gelegentlich über Gott, Pferde und die Welt. Bei unserem letzten digitalen Gespräch erzählte ich ihr, dass ich als Kind meine Wünsche und Sorgen immer aufgeschrieben und den Zettel im Garten vergraben habe. Die Antwort von Jana war unerwartet und liess nicht lange auf sich warten: «Das ist aber nicht gut für die Umwelt.» Wir wechselten das Thema. Und ich dachte noch lange darüber nach und stellte fest, dass mein schlechtes Gewissen etwas grösser geworden ist. Dass ich mir seit letzter Woche ernsthaftere Gedanken über mein spontanes Konsumverhalten mache und darüber, wer nun für wen Vorbild ist. Kinder können so pragmatisch und konsequent sein. Und manche sogar unbestechlich: Sie verzichten auf Dinge, die sie eigentlich gerne mögen. Das finde ich grossartig. Wir können nicht nur von ihnen lernen, wir müssen. Schliesslich geht es nicht nur ums Weltklima, sondern darum, wie wir zusammen leben.

Simone Leitner Fischer