Good News 40/24

In die Pfanne hauen!

Ob mit Apfel, Ingwer, Curry oder sogar Schokolade – in der Küche ist er das Chamäleon schlechthin. Er sagt auch nie «nein». Ist der fleissige Teamplayer, immer bereit, sich jedem Geschmack unterzuordnen, egal wie absurd die Kombination auch ist. Der Kürbis ist geduldig. Wir fragen uns sogar: Hat er denn keine eigene Parole? Wo bleibt seine Individualität, seine kulinarische Rebellion? Während sich andere Lebensmittel, wie Avocado oder Quinoa stolz als Superfoods in Szene setzen und mit dem «Ich bin einzigartig»-Charisma ihre Fans erobern, bleibt der Kürbis bescheiden. Er gibt sich zufrieden, in jede Rolle zu schlüpfen – sei es in die hippe Kürbis-Bowl oder in die schlichte Suppe, die übrigens eher nach den Gewürzen schmeckt, die man ihr zufügt, als nach Kürbis selbst. Ich persönlich glaube ja, der Kürbis hat bereits den Zen-Zustand erreicht: keine Ego-Probleme, keine Forderungen, keine Machtkämpfe. Er ist das Gemüse, das sich jeder Strömung anpasst und sich auch mal in die Pfanne hauen lässt.

Aber bitte! Der Kürbis ist doch weit mehr als nur ein kulinarischer Mitläufer. Er erhebt sich jedes Jahr in stiller Würde zur unangefochtenen Herbst-Ikone. Denn egal wie flexibel er sich in der Küche auch gibt, im Oktober gehört ihm die Bühne. Und hier zeigt das bescheidene Gemüse ein anderes Gesicht: Es wird zur Symbolfigur, zum König der Kürbislaternen und Halloween-Partys. Wenn die Blätter fallen, strahlen die Kürbisse. Sie übernehmen das Rampenlicht – und dies, während sie uns still daran erinnern, dass es nicht immer die lautesten Stars sind, die den bleibendsten Eindruck hinterlassen. Der Kürbis ist tatsächlich der Zen-Meister in der Gemüsekiste. Er bleibt beständig, im Topf, auf der Veranda oder in der Halloween-Nacht – und lässt sich nie aus der Ruhe bringen. Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel am Kürbis nehmen. Weniger fordern, mehr sein. Denn oft ist es die wahre Stärke, zu bleiben – ruhig, gelassen und ohne Eile – während das Leben um uns herum die eigenen Gewürzmischungen braut.

Simone Leitner Fischer