Good News 30/24

Eine Jammer-Symphonie.

Was haben wir auf die Hitze, die endlosen Badetage und langen Sommerabende gewartet. Was haben wir uns nach ihnen gesehnt und gejammert. Und jetzt? Jetzt schwitzen wir. Viele im Süden Europas, immer auf der Suche nach Schatten und träumen ganz im Geheimen von den Schweizer Bergen. Von den idyllischen Seen, die nicht nur Abkühlung verschaffen, sondern unsere Seele berühren. Aber eben, Wetter ist wie ein guter Krimi – ständig voller unerwarteter Wendungen. Wenn früher der April als der Hitchcock unter den Monaten galt, hat sich die unberechenbare Wettersituation ausgebreitet. Nur einer steht immer auf der sicheren Wetterseite: der Hahn. Denn, wenn er kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter oder es bleibt, wie es ist. Eine philosophische Weisheit? Nein. Aber ein guter Rat, sich der Witterung zu fügen. Die gefiederten Wetterfrösche sind ohnehin beliebte Ratgeber. Denn Sie wissen ja, dass Schwalben die Orakel der Lüfte sind. Fliegen sie tief, steht Regen bevor. Ein Reminder – ganz ohne App.

Aber klar, nach Regen kommt wieder Sonnenschein und bekanntlich ist es ja die Poesie der Prognose, die uns durch graue Tage trägt. Ein Versprechen, dass die Wolken nicht ewig bleiben. Und dann gibt es noch den Siebenschläfertag, dieser geheimnisvolle Termin, an dem sich die Zukunft entscheidet. Quasi ein meteorologisches Roulette. Werden wir mit sieben Wochen Sonnenschein belohnt? Oder im Regen stehen? Ein Spiel mit hohen Einsätzen. So oder so: Das Wetter ist und war schon immer die Bühne unserer alltäglichen Dramen und Komödien. Doch nun beschleicht mich das Gefühl, dass unser Gejammer vielleicht doch etwas tiefer geht. Der Klimawandel macht sich bemerkbar: heisse Sommer werden heisser, Wetterextreme häufen sich. Vielleicht sind unsere Klagen über das Wetter nicht nur Ausdruck unseres Unmuts, sondern ein leises Echo einer tieferen Sorge. Was, wenn unser Jammern uns auf etwas Grösseres hinweist? Was, wenn wir tatsächlich einen Grund haben, uns zu sorgen, weil sich die Welt um uns herum verändert?

Simone Leitner Fischer