Erinnerungen fürs Leben.
Kennen Sie den bösen Morx, der weder Impulskontrolle kennt noch verbale Entgleisungen korrigiert? Der ein Aussenseiter ohne Empathie ist und immer stört? Nicht. Dann vielleicht Zwerg Nr. 4, der wahrscheinlich weiblich, eher angepasst und unbeirrt fröhlich ist? Auch nicht. Ich nehme es vorweg: Es sind keine neuen Figuren aus den Marvel Studios. Vielmehr Figuren aus einem Kindertheater. Geschrieben von Pädagoginnen, gespielt von Kindergärtnern. Es gibt wenig im Leben, das so unvorhersehbar und erfrischend ist wie eine Aufführung mit so vielen Kindern. Platz nehmen, zurücklehnen und festhalten, denn die Achterbahnfahrt der Emotionen, die weder Shakespeare noch Spielberg hätte inszenieren können, nimmt schnell an Fahrt auf. Schliesslich sind die Schauspielerinnen und Bühnenkünstler die eigenen Kinder, Enkel oder Nichten. Und Sie kennen ja dieses Phänomen, das sich schneller ausbreitet als eine Grippewelle: Eltern-, Grosi- und Tantenstolz. Leicht zu erkennen am strahlenden Lächeln. Zu Recht übrigens.
Und nun sitzen die Zwerge, Prinzessinnen und Könige hinten im Auto und fahren Richtung Sommerferien. Möglicherweise sind sie nun nicht mehr so unterhaltsam und witzig wie auf der Bühne. Weil der Akku des Tablets schon wieder leer ist, weil das Aufladekabel runtergefallen oder unauffindbar ist. Ab und zu, gefühlt alle zehn Minuten, kommt die Frage aller Fragen auf, wie lange die Fahrt noch dauern würde. Momente, in denen der Elternstolz etwas leidet und die Dramaturgie im Auto zu kippen droht. Ein Stopp an der Raststätte sorgt nun für kurzzeitige Ruhe. Bis der Versuch, die Kinder von den überteuerten Spielsachen im Souvenirshop fernzuhalten, scheitert. Aber gut, es sind ja Ferien. Die Fahrt geht weiter, und irgendwann ist es so weit: Stille. Ein Blick in den Rückspiegel bestätigt: geschafft, die Kids schlafen. Die ganze Wahrheit ist aber, dass diese Autofahrten, so chaotisch sie auch sein mögen, Geschichten und Erinnerungen schaffen, die ein Leben lang halten. Nicht, Schwesterchen? Schöne Ferien.
Simone Leitner Fischer