Mozart wäre Influencer.

Mit Sicherheit wäre er ein Influencer, hätte auf Instagram Selfies in barocken Outfits mit der Bildunterschrift «Gerade Don Giovanni fertiggestellt. Spoiler: Es geht heiss zu und her! #Drama» gepostet. Und zwei Tage später: «Kaffeehauskultur und Komponieren – das Leben könnte schlechter sein. #ViennaVibes». Seine Facebook-Status-Updates wären legendär: «Heute mal wieder die Nacht zum Tag gemacht – im wahrsten Sinne des Wortes! #Nachtmusik #NoSleep» hätten sicherlich Millionen Likes generiert. Und dann wäre da noch sein YouTube-Kanal, auf dem er Tutorials wie etwa «Komponieren einer Sinfonie auf dem iPad» veröffentlicht hätte. Seine Video-Logs hätten einen Blick hinter die Kulissen seiner Opernproben gewährt, mit witzigen Missgeschicken und musikalischen Überraschungen. Doch im Jahr 1778 waren die Kommunikationsmittel noch nicht so virtuos. Bis eine euphorische Botschaft mit Kutsche und Pferd bei der Fanbase ankam, vergingen Tage und Wochen. Trotzdem, Wolfang Amadeus Mozart wurde ein Superstar.

Und er ist der Archetyp des Wunderkindes. Quasi das Paradebeispiel für all die vielen hochbegabten Kinder unserer Zeit. Ich finde allerdings, Mozart als Benchmark zu nehmen, etwas hochgegriffen und ziemlich unfair. Schliesslich sollten wir unsere Kinder motivieren, nicht entmutigen. Und uns als Eltern auch nicht in ernsthafte Zweifel stürzen. Schrieb der kleine Wolfgang doch mit fünf Jahren bereits seine ersten Stücke und ging ein Jahr später auf Konzertreise. Gut, vielleicht schreibt ihr Fünfjähriges auch. Doch Mozart schrieb nicht nur seinen Namen, Mama und Papa. Nein, er komponierte. Eines war aber schon damals genauso wie heute: Kinder brauchten Unterstützung. Und da Mozart keine Märchenfigur war, zog er auch nicht allein in die weite Welt hinaus. Es war der Vater, der das Riesentalent des Filiusses erkannte, förderte und geschickt vermarktete. Wie ich auf Wolfgang Amadeus Mozart komme? Ganz naheliegend: Solothurn feiert mit dem Mozartfestival vom 31. Mai bis 2. Juni den grossen Komponisten.

Simone Leitner Fischer