Wohngruppe Delphin

Ein neues Zuhause für die Wohngruppe Delphin.

Wenn es nach den begleiteten Menschen der Wohngruppe Delphin ginge, würden sie am liebsten bereits jetzt in ihr neues Zuhause an der Güterstrasse 11 in Grenchen einziehen. Bis zur Fertigstellung des Neubaus der rodania Stiftung für Schwerbehinderte Grenchen, dauert es allerdings noch vier Monate, aber die Vorfreude ist riesengross.

Wohnkonstellationen die passen
Lebensqualität bedeutet für die in ihrer Mobilität beeinträchtigten Bewohnerinnen und Bewohner in erster Linie auch Wohnqualität. Die neuen Wohnräume sind auf die körperlichen Bedürfnisse der begleiteten Menschen eingerichtet und die Lage zum Haupthaus ist ideal. Die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner wurden im vergangenen halben Jahr aktiv in die Planung miteinbezogen. So durften Möblierungswünsche angebracht werden, Wohnpartnerschaften wurden gebildet und die Baustelle wurde oft besucht. Nebst den Klientenwohnungen werden auch zeitgemässe Büroräume und Sitzungszimmer unter­ebracht. Im Attikageschoss stehen zusätzlich eine 3½- und 4½-Zimmer-Wohnung für Feriengäste zur Verfügung.

Vom Provisorium zum neuen Zuhause
Aktuell leben die Bewohnerinnen und Bewohner mit einem höheren Grad an Selbstständigkeit verteilt auf zwei Wohnungen in separaten Gebäuden. Die neun Erwachsenen bewohnen jeweils ein kleines Einzelzimmer und die Küchen, Bäder und Balkone müssen geteilt werden. In dieser Wohnform ist eine Intimsphäre kaum vorhanden, was besonders auch für Paare eine schwierige Situation darstellt. Ausserdem sind die beiden Wohnungen nicht rollstuhlgängig, da sie nur über Treppen erschlossen sind.

Diese Situation war von Anfang an lediglich als Provisorium und nicht als langfristige Lösung vorgesehen. Ziel ist es, den begleiteten Menschen langfristig ein Leben in grösstmöglicher Normalität und sozialer Inklusion zu ermöglichen. Dazu braucht es eine Wohnform, in der Individualität, Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung noch besser geübt und im Alltag noch nachhaltiger gelebt werden können. Aus diesem Grund hat die rodania beschlossen, ein neues Zuhause für die Wohngruppe Delphin zu suchen und sich entschieden, nach ausgiebiger Evaluation von verschiedenen Mietobjekten – Wohnungen und Häusern – einen schlüsselfertigen Neubau zu kaufen.

Kleinere Wohneinheiten unter einem grossen Dach
Erfahrungen, die das Betreuungs­team in der Begleitung von Kleingruppen während der Ferienzeit machen konnte, zeigen, dass eine Wohnform in kleineren Einheiten eine positive Wirkung auf die begleiteten Menschen hat: So wird von jedem Einzelnen mehr Eigenverantwortung wahrgenommen, und auch die Beziehung zu sich selbst und zu den Menschen im Umfeld wird verbessert. Dies führt zu einem stär­keren Selbstbewusstsein und mehr Ruhe und Zufriedenheit. Dass die Bewohnerinnen und Bewohner in der neuen Wohnsituation für ihr eigenes Zuhause sorgen dürfen und dies lediglich mit maximal zwei weiteren Person teilen, stärkt ausserdem die Eigenmotivation. Die als «Klein-WG» konzipierten Wohnungen sind heller und flächenmässig grösser als jene am bisherigen Standort. Das ganze Gebäude ist mit Lift erschlossen und komplett hindernisfrei.

Ein neues Umfeld mit positiver Auswirkung
Um den Betreuungsansatz der Inklusion noch besser umsetzen zu können, ist es wichtig, dass die beglei­teten Menschen mehr Kontakte ausserhalb der Institution aufbauen können. Eine Wohnsituation in einem belebten Quartier, wo nachbarschaftliche Beziehungen aufgebaut und täglich ein Austausch stattfinden kann, trägt wesentlich dazu bei, die gesellschaftliche Teilhabe der begleiteten Menschen zu verstärken. Auch das Zurücklegen eines Arbeitsweges in die Tagesstätte der rodania trägt dazu bei: Einerseits können Orientierung und verkehrssicherer Umgang geübt werden, andererseits wirkt sich die zusätzliche Bewegung positiv auf die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner aus.

Zeitgemässer Neubau
Die insgesamt sechs komplett aus­gestatteten Wohnungen im Garten­geschoss und im 1. Obergeschoss ermöglichen ein Leben in mehr Selbstbestimmung, wodurch Teilhabe, Partizipation und Inklusion der Bewohnerinnen und Bewohner gefördert werden. Als Ergänzung dazu verbindet das 3-stöckige Mehrfamilienhaus die Wohngruppe auch zu einer losen Einheit, wo Gemeinschaftsgefühl unter einem schützenden Dach entstehen kann. Ein grosser Gemeinschaftsraum mit Gartenterrasse kann für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden und dient als Treffpunkt für die Hausbewohner. Es besteht auch jederzeit die Möglichkeit, auf sich ändernde Bedürfnisse zu reagieren, zum Beispiel, wenn eine andere Wohngruppe ein Entlastungszimmer für eine Bewohnerin oder einen Bewohner benötigt. Auch besondere pflegerische Aspekte oder ein etwas höherer Unterstützungsbedarf können in die Raumzuteilung einflies­sen. Eine der Wohnungen ist mit einer Therapiewanne ausgestattet und bei zwei Wohnungen ist zusätzlich ein Pikettzimmer untergebracht. Auch für die Mitarbeitenden bringt der Neubau wesentliche Verbesserungen; werden die betrieblichen Abläufe innerhalb der Wohngruppe enorm erleichtert.

Nun ist die rodania im Schlussspurt und der Neubau der rodania Stiftung für Schwerbehinderte geht in die letzte Runde. Die Eröffnung ist auf Ende April 2022 vorgesehen.

Zur rodania Stiftung für Schwerbehinderte Grenchen
Die rodania Stiftung für Schwerbehinderte Grenchen (ssbg) begleitet und betreut seit über 30 Jahren Erwachsene mit einer geistigen und mehrfachen Behinderung bis ins hohe Alter. Das Begleitungskonzept ist darauf ausgerichtet, den begleiteten Menschen eine individuelle Lebensqualität in den verschiedenen Lebensphasen zu bieten. Heute ist die rodania Zuhause für rund 90 Menschen mit besonderem Begleitungsbedarf. Sie wohnen in insgesamt sieben Wohngruppen sowie zwei Aus­senwohngruppen. In der Tagesstätte der rodania erhalten die begleiteten Menschen ein breites, individuelles Beschäftigungsangebot.

Angelika Wyss, Grenchen