Verleih uns Frieden

Ostern: Verleih uns Frieden gnädiglich!

Welcher Osterwunsch ist in diesem Jahr für die Welt dringlicher als der Wunsch nach Frieden?! Der Krieg in Europa konfrontiert uns direkt mit der Not von Millionen Flüchtlingen, stellt uns vor schwierige Aufgaben und macht uns bewusst, was Gewalt, Leid und Tod mit sich bringt – oft einfach nur Hilf- und Sprachlosigkeit, aber zum Glück auch Zusammenstehen und Solidarität, denn Schweres ist am besten in Gemeinschaft erträglich. Die Anhänger Jesu haben solche Gefühle auch durchlebt und versucht, der Hilflosigkeit und dem Schmerz gemeinsam zu begegnen. In diesem Moment wurde neues Leben erfahrbar: Sie fanden das Grab Jesu leer vor und konnten zurück in ihr Leben. Der Tod hatte doch nicht das letzte Wort.

Ostern – der Aufstand zum Leben, der Protest des Lebens gegen den Tod: Was ist das anderes als die flehende Bitte an Gott «Verleih uns Frieden!», der Leben nach sich zieht? Die Lied­strophe hat Martin Luther vor fast 500 Jahren als Nachdichtung einer gregorianischen Antiphon verfasst: «Gib Frieden, Herr, in unseren Zeiten». Das Lied ist ein Gebet um politisch-sozialen Frieden. Nur Gott könne einen Kampf führen, dessen Ergebnis Frieden sei. Bereits in einer Schrift von 1528 hatte Luther die Bedeutung einer moralisch-religiösen Erneuerung über die der militärischen Abwehr gestellt. Eine solche Haltung wäre doch auch ein Wegweiser für unsere Welt, beginnend an Ostern und ausstrahlend in die kommende Zeit: Österliches Leben nach dem Tod ist ein Leben in Frieden und Liebe. Die aufbrechende Friedenstaube symbolisiert dies.

Möge die Bitte nach umfassendem Frieden die Welt tragen, die Menschen in allen Kriegsgebieten der Welt aus der Spirale von Gewalt, Machtgebahren, Leid und Tod befreien und uns zu Werkzeugen, Botinnen und Boten des Friedens machen!

Gesegnete, lebendige und friedenstiftende Ostertage wünscht im Auftrag der reformierten Bezirkssynode Solothurn:

Dorothea Neubert,
Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf

Gestaltung, Bossard-Grafik,
Lohn-Ammannsegg