Pfingsten: Erfüllt von Heiligem Geist.
Manche Orte werden leer: Nach einer Trennung oder dem Tod eines nahestehenden Menschen, verändern sich manche Orte, die mit gemeinsamen Erlebnissen und Entdeckungen gefüllt waren, vom einen auf den anderen Moment: Die Lücke ist an den gemeinsamen Ferienorten und im Alltag, am Strand, in den Bergen, im Wohnzimmer und Garten zu spüren. Dann ist es gut und wichtig, diese «alten» Orte neu zu entdecken, sie «für sich wiederzuerobern», denn das eigene Leben geht weiter, soll und will gestaltet werden.
Nach dem Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt Jesu Christi war es für die Freundinnen und Freunde des Lehrers genauso:
Sie wussten, dass ihr Leben weiterging, aber mit einer Lücke gestaltet werden musste. Jesus hatte ihnen so viel vermittelt und vorgelebt: Seine uneingeschränkte Zuwendung zu allen Menschen, seine Achtsamkeit allen gegenüber, seine Stärke, die er aus seinem Vertrauen zu Gott schöpfte. Die Jüngerinnen und Jünger wollten dies nun als Erbe annehmen und an andere weitergeben, weil sie es als Lebenshilfe erlebt hatten, weil Jesu Einstellung zum Leben ihnen Kraft für manch schwierige Situationen im Alltag schenkte. Es brauchte ein wenig Zeit – Trauerzeit – bis sie sich öffnen konnten: 40 Tage nach seiner Auferstehung und noch einmal 10 Tage länger. Aber genau dann wurden sie überraschend neu gefüllt. Gottes Geist wurde ihnen geschenkt und bot sich kraftvoll an, der Mutlosigkeit Einhalt zu gebieten. Damit konnten sie ihre alten Orte neu erobern, sie mit ihrem neuen Leben füllen und andern davon Zeugnis geben.
«Alle wurden mit Heiligem Geist erfüllt» (Apg. 2,4) heisst es im Pfingstbericht der neutestamentlichen Apostelgeschichte. Alle, denen die Trauer schwer zugesetzt hatte, fanden wieder Worte und fingen an, zu reden. Der Damm der Sprachlosigkeit war gebrochen. Ein erster, der erste und wichtigste Schritt ins eigene Leben war getan.
Die Pfingstgeschichte erzählt nicht nur, was vor 2000 Jahren in Jerusalem geschah. Sie erzählt in bildreicher Sprache auch von mancher Lebenssituation unseres Alltags. Die Erzählung möchte Hoffnung geben und Perspektiven schenken. Manchmal wird es sich so anfühlen, als ob ein Schalter umgelegt wird. Ein anderes Mal geht die Veränderung in unscheinbar kleinen Schritten. Doch immer verändert sich etwas. Gerade dann, wenn wir nicht damit rechnen.
Ich wünschen Ihnen, dass Sie an den kommenden Pfingsttagen und darüber hinaus einen Hauch von Gottes belebendem Geist erfahren, Ihr Leben: neu finden und manche Leere durch gute Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen von Gottes Begleitung gefüllt werden.
Im Auftrag der reformierten
Bezirkssynode Solothurn
Dorothea Neubert,
Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf
Gestaltung, Bossard-Grafik, Lohn-Ammannsegg