Grafen-Event

Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg
«Jeder Chinese, der im Westen ist, hat einen Auftrag.»

Am diesjährigen Grafen-Event der Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg referierte China-Kenner Ruedi Nützi über das Reich der Mitte. Der Leiter des China-Centers an der Fachhochschule Nordwestschweiz sprach über den chinesischen Weltmachtanspruch, den Systemwettbewerb und die Denkfehler des Westens.

Nicht weniger als 35 Mal weilte Ruedi Nützi beruflich in China. Der Wolfwiler wirkte bis zu seiner Pensionierung im letzten August während 15 Jahren als Direktor für Wirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz und gründete das dort angeschlossene China-Center, das er noch immer leitet. In dieser Funktion hat der 66-Jährige einen intensiven Austausch mit Unternehmen unterschiedlichster Branchen, renommierten Universitäten und wichtigen Behörden in China aufgebaut und gepflegt. Am diesjährigen Grafen-Event der Geschichts- und Kulturfreunde Bucheggberg gab er letzte Woche einen Einblick in sein grosses Wissen über das Reich der Mitte.

Gnadenlose Konkurrenz
«Ob es uns passt oder nicht, China ist eine Weltmacht und hat einen Weltmachtanspruch», leitete er sein Referat ein. Was man sich immer zu ver­gegenwärtigen habe, sei auch, dass China eine Parteidiktatur sei. «Es gilt immer das Primat des Staates und der kommunistischen Partei. Rechtssicherheit gibt es keine.» Andererseits gäbe es wohl kein kapitalistischeres Land auf der Welt als China. «Die Konkurrenz ist gnadenlos. Die Leute kämpfen um alles. Und es geht nur um das Geld.» Zudem misstraue jeder dem anderen. Ruedi Nützi leitete daraus ab, dass der Westen vor diesem Gesichtspunkt mit einer gewissen Gelassenheit auf China blicken könne, denn: «Eine Gesellschaft, in welcher der eine dem anderen nicht traut, hat keine guten Voraussetzungen für die Zukunft.» China produziere zudem viele Verlierer.

Keine Angst vor China
Ruedi Nützi sprach aber auch westliche Denkfehler unter dem Stichwort «Wandel durch Handel» an. Es sei illusorisch zu meinen, dass sich das Land hin zu einer liberalen Marktwirtschaft und Demokratie entwickle. «China passt sich dem Westen nicht an.» Hinzu komme, dass die Zustimmung für das totalitäre System der Partei unter der Bevölkerung gross sei. Die Parteidiktatur sei im Grund nichts anderes als die Fortsetzung der Kaiserdynastien. China verfolge einen ganz klaren Plan. Im Vordergrund stünde immer das Wohl des Landes. Auch müsse man sich immer bewusst sein, dass sich der Westen in einem Systemwettbewerb mit China befinde. «Jeder Chinese, der im Westen ist, hat einen Auftrag von der Partei. Wir müssen wissen, dass China seine Interessen vertritt. Und wir als Schweiz müssen dies auch tun», sagte Ruedi Nützi. «Angst müssen wir vor China nicht haben, wenn wir unserer eigenen Stärken bewusst sind.»

Nur für Grafen und Gräfinnen
Der 2010 gegründete Verein Geschichts- und Kulturfreunde Buch­eggberg hat sich zur Aufgabe gemacht, die Stiftung Schloss Buchegg finanziell zu unterstützen. Mit abgestuften Jahresbeiträgen, (bis 49 Franken «Gönner»; von 50 bis zu 249 Franken «Ritter» oder «Prinzessin»; ab 250 Franken «Graf» oder «Gräfin») gibt es differenzierte Beitragskategorien. Grafen, Gräfinnen, Ritter und Prinzessinnen werden mit Jahresprogramm, Jahresbericht, Einladungen zu Vernissagen im Schloss und einer Einladung zur Jahresversammlung bedient. Grafen und Gräfinnen erhalten zusätzlich eine Einladung zum Grafen-Event.

Daniel Rohrbach, Brügglen