Eine Diva par excellence.
Shopping, Backen, Dekorieren, Glühwein, Weihnachtsmärkte: Der Dezember verlangt einem alles ab. Kein Wunder, nehmen wir schon Ende November Anlauf und organisieren voller Elan Weihnachtsfeiern fürs Geschäft, für Kindergartenkinder, für die Hundetrainingsgruppe und für die Familie. Soll noch einer sagen, im Sommer hätten wir Freizeitstress. Sind wir mal ehrlich: In Tat und Wahrheit ist der Dezember die stressigste (Jahres)zeit. Der Sommer dauert zwar nie lang genug, aber immerhin und im besten Fall von Mai bis September. Sicher aber immer lang genug, um den Garten, die Badis, die Aare und die herrlichen Sommerterrassen kulinarisch und ausgiebig zu geniessen. Der Dezember hingegen ist eine Diva par excellence – ist der Egoist unter den Monaten: Er will alles – und er will alles auf einmal. Zu guter Letzt verlangt er zwischen all den Adventsaktivitäten, man möge sich auf mindestens zwei bis drei Weihnachtsapéros sehen lassen. Was für eine anstrengende Zeit. Aber wie wir uns darauf freuen!
Wenn es Heiligabend und Schluss mit all dem ist, sind wir trotzdem nie zu 100 Prozent bereit abzugeben. Oft hängen wir noch in diesen stressigen aber eben auch magischen Dezemberwochen fest. Schauen den Adventskalender mit all den offenen und abgegriffenen Türchen etwas länger an und wissen: In wenigen Tagen ist die Zeit gekommen, das Jahr loszulassen und neu durchzustarten. Aber bis dahin ruhen wir etwas aus und lassen uns nicht mehr stressen, denn wir haben noch eine wichtige Mission. Oder mit den Worten der Kinderbuchautorin Astrid Lindgren am Ende eines unersättlichen Dezembers: «Und dann braucht man ja auch noch Zeit, um nur dazusitzen und vor sich hinzustarren.» Eines wusste Frau Lindgren vermutlich damals noch nicht: Dass der Dezember heute im Januar in die Verlängerung geht. Dass immer mehr Unternehmen ihr Weihnachtsessen im neuen Jahr feiern. Dass immer mehr Mitarbeitende das Januarloch nicht nur mit viel Sinn fürs Geschäftliche, sondern auch mit etwas Restwärme des Dezembers füllen.
Simone Leitner Fischer