GoodNews KW41/2021

Mit lautem Gebrüll.

Wie tönt er, der Klang des Herbstes? Beinahe lautlos, wenn die bunten Blätter zu Boden fallen? Leise wirbelnd, wenn sich das Laub kunstvoll im Wind auf und ab bewegt? Oder sich beschwingt zu Häufchen formiert? Mitnichten. Der Klang des Herbstes ist dröhnend laut. Und gipfelt derzeit in einer lautstarken Sinfonie – allerdings ohne Applaus. Laubbläser und Laubsauger sorgen für grossen Unmut. Nein, eigentlich sorgen sie für Hass. In den Sozialen Medien gibt es ganze Communities, die sich damit befassen. Auf Facebook outen sich Menschen als «Laubbläser-Hater». Jemand beschwert sich bei einer Stadtverwaltung über den Laubbläser-Lärm und beschimpft das Gerät als «Porsche der Hauswarte». Und auch Naturschutzorganisationen warnen: Mit ihrem starken Luftstrom verwüsteten die Geräte obere Bodenschichten und raubten vielen Tieren die Lebensgrundlage. Ein Gartengerät, das wie kein anderes polarisiert. Jeder zweite Mitmensch fühlt sich vom Krach eines Laubsaugers belästigt, jeder dritte besitzt einen.

Nun gut. Ich muss jetzt ganz tief durchatmen und ehrlich sein: Ich habe mir kürzlich im landwirtschaftlichen Grossverteiler einen Laubsauger mit Häckselfunktion gekauft. Allerdings einen elektrischen. Und erst noch der Schwächste seiner Gattung. Auf leisen Sohlen, dezent oder gar alltagstauglich kommt meine neuste Errungenschaft nicht daher. Ganz im Gegenteil. Dieses Gerät ist so laut, dass ich es erst wenige Male benutzt habe. Mein schlechtes Gewissen meinen Nachbarinnen und Nachbarn gegenüber ist grösser als meine Freude an den blätterlosen Gartenplatten. Unter uns: Es ist natürlich schon toll, wenn jedes einzelne Laubblatt in Windeseile weggesaugt wird, wenn die Terrassenfläche im Nu blitzblank aussieht und alles so aufgeräumt wirkt. Aber eben, der Lärm ist unüberhörbar. Auch innerhalb der Familie ist meine Anschaffung umstritten. Mehr noch: Sie wird nicht toleriert. Und wenn ich mal wieder vor lauter Laub den Durchblick verliere – dann nehme ich den Rechen. Analog tut dem Garten und mir gut.

Simone Leitner Fischer