GoodNews KW31/22

In den Sand gesetzt.

Der diesjährige Nationalfeiertag ist bereits Geschichte. Mit Gasgrill, Cervelat und schönem Sommerwetter gewappnet, verbrachten wir einen gemütlich schweizerischen 1. August. Haben ohne Feuerwerk dafür mit entspannten Haustieren ruhig gefeiert. Haben den Tag nach den Ferien vielleicht fürs Auspacken der Koffer genutzt. Sicher aber fürs Sortieren der Souvenirs. Denn schliesslich mühen wir uns sonnige Strandtage lang ab, um passende Mitbringsel zu finden: Kühlschrankmagnete, T-Shirts oder Kaffeetassen. Dass dieser Krimskrams, den wir in Italien, Spanien, Kroatien oder Frankreich kaufen, in China produziert wird, wissen wir. Ist uns aber egal. Schliesslich geht es um Erinnerungen. Gut, es gibt auch die Gegenspieler der Souvenir-Jäger: Die Konsumkritischen, die nichts kaufen. Kreative, die kein Massenprodukt im Gepäck nach Hause bugsieren, sondern lieber neben Erinnerungen auch mal was Kleines vom Boden aufheben. Als Individualisten sammeln sie ihre Souvenirs gerne eigenhändig und selbstbestimmt.

Sie stecken hier mal einen Stein in die Badeshorts, lassen dort mal ein paar Sandkörner in eine leere Wasserflasche rieseln – und demonstrieren so Naturverbundenheit. Ganz anders interpretiert der italienische Staat dieses Engagement: Sand und Muscheln von Sardiniens Stränden mitzunehmen, ist verboten. Wer nun den Kopf in den Sand steckt, siegessicher Eimer und Schäufelchen ausgepackt und Sand einpackt, muss büssen. Die Sand-Razzien an Sardiniens Flughäfen sind mittlerweile berüchtigt. Touristen, die trotz Verbot die Natur berauben und plündern, bezahlen hohe Strafen. Doch nach wie vor werden Sand, Muscheln und Steine von der Insel geschmuggelt. Die Statistiken der Flughäfen sprechen für sich. Es gibt immer noch Gäste, die ihre Souvenier-Planung nicht in den Sand setzen. Aber was wird dann aus dem Sprichwort «Wie Sand am Meer»? Ach ja: Es gibt immer noch Kühlschrankmagnete, T-Shirts und Kaffeetassen made in China zu kaufen. Insgesamt sind sie bestimmt günstiger. Und irgendwie auch witziger.

Simone Leitner Fischer