GoodNews KW28/2021

Als die Magie ertrank.

Dasitzen, träumen und ins ewig magische Wasser schauen. Innehalten und eine Pause machen. Vom Alltag, vom Druck, von der Hektik und vom Erfolg. Einfach einen kleinen Moment Ruhe und Gelassenheit geniessen. Vielleicht auch eine Woche oder zwei. In den Sommerferien sind wir gerne am Wasser. Springen jubelnd ins weite Meer oder kühlen uns im bezaubernden Bergsee ab. Wasser hat auf uns eine beruhigende und gleichzeitig belebende Wirkung, ist Symbol von Freizeit und Spass. Wasser ist aber auch eine wertvolle Ressource und seit jeher eines der bewegenden Weltthemen. Oder wussten Sie, dass seit Ende der 1970er-Jahre der schweizerische Trinkwasserverbrauch trotz steigender Bevölkerungszahl abnimmt? Dass wir im Jahr 1977 noch 500 Liter pro Kopf und Tag verbrauchten und heute noch rund 300 Liter? Toll, nicht? Gut, wenn wir den Wasserverbrauch der importierten Güter im Ausland berechnen, sieht die Bilanz anders aus. Aber wir wollen nicht grübeln, sondern endlich diesen langersehnten Sommer geniessen.

Ausser wir sind noch mit dem Wasser im Keller beschäftigt. Leeren alle paar Stunden die Wasserkübelchen der Trocknungsgeräte und lüften das Haus was das Wetter hergibt. Eine Überschwemmung ist kein Pappenstiel. Glauben Sie mir, wem die Unwetter der letzten Wochen einen Keller voller Wasser bescherten, hat derzeit kein Bedürfnis nach dem plätschernden Geräusch. Für all diejenigen, die seit zwei Wochen nasse Gegenstände ausräumen, Liebgewonnenes wegwerfen und an der Schadensbekämpfung arbeiten, hat Wasser viel an Magie verloren. Nicht für immer. Aber es braucht Zeit. Am liebsten eine sonnige Sommerzeit. Denn schliesslich wollen wir alles in trockene Tücher bringen. Und wenn die Gebäudeversicherung den Schaden anerkennt, der Schreiner die kaputten Türen ersetzt und die Malerin die Wände gestrichen hat, ja dann können wir wieder ins blaue Wasser schauen. Immer im Wissen, wie gewaltig dieses Element sein kann. Trotzdem wollen wir nicht grübeln, sondern endlich diesen verrückten Sommer geniessen.

Simone Leitner Fischer