GoodNews KW24/22

Lass die Sonne rein.

Ist sie abwesend, sind wir unzufrieden. Ist sie da, lassen wir sie nicht ungefiltert an uns ran. Und ist sie zu intensiv, gehen wir in Deckung. Die Sonne hat wahrlich kein leichtes Spiel. Doch ein Schattendasein fristet sie trotzdem nicht. Wir lieben die Sonne und können ihre brandgefährlichen Seiten gut ausblenden. Vor allem am Strand cremen wir uns regelmässig ein – und beugen einem Sonnenbrand mit hohem Schutzfaktor vor. So weit so gut. Doch ganz so einfach ist es nicht mehr. Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern schützen zwar unsere Haut, gefährden aber die Umwelt. Ein Dilemma. Müssen wir uns heute etwa zwischen einem Sonnenbrand und sterbenden Korallen entscheiden? Irgendwie schon. Der Gebrauch von Sonnencremes ist tatsächlich zu einer Gewissensfrage geworden. Wie aber können wir unsere Haut vor UV-Strahlung schützen und dabei die Umwelt nicht belasten? Mit Produkten, die mineralische Filter enthalten. Übrigens, in Hawaii sind chemische Inhaltsstoffe bei Sonnencremes bereits verboten.

Dass die Sonne heute für viel mehr zuständig ist, als für unsere Körperbräune und einen herrlichen Sommertag, ist längst bekannt. Die Sonne ist quasi zum leuchtenden Stern am Energiehimmel geworden und gilt als die grosse Hoffnung. Denn es ziehen dunkle Wolken auf: Der Mangel an verfügbarem Strom soll schon in wenigen Jahren zum Problem werden – und die Sonne ein Teil der Lösung. Also fassen wir auch hier einen Wandel ins Auge. Heisst das vor allem verzichten? Schwierig, denn Einschränkung bewegt niemand zur Veränderung. Deshalb plädiere ich für eine intel­ligente Verschwendung und nicht für verkrampftes Sparen. Intelligente Verschwendung würde auf einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft basieren. Das heisst, erneuerbare Energien würden nicht als Technologien des Verzichts, sondern als Innovation der Zukunft stehen. Schliesslich soll sich ja nicht unser Leben ändern, sondern die Quellen der Energie. Und da die Sonne schon da ist, lassen wir sie scheinen. Auf unsere Haut und auf unsere Solarzellen.

Simone Leitner Fischer