GoodNews KW14/22

Träumen Sie von Bio?

Geben wir es doch zu: Beim Einkaufen verfolgen wir mittlerweile eine Mission. Sei es beim Grossverteiler, im Shop um die Ecke oder im landwirtschaftlichen Hofladen – wir kaufen bewusst ein, wir wählen präzise aus. Nun ist Einkaufen alleine schon im Supermarkt ganz schön herausfordernd. Geschweige denn, die Produkte auch noch nach bestem Wissen und Gewissen auszuwählen. Die Frage lautet heute auch nicht ausschliesslich Bio oder nicht Bio? Sondern: Möchte ich plastikfrei einkaufen? Regional und saisonal? Tierfreundlich? Vielleicht doch lieber ganz ohne Fleisch? Oder vegan? Und das Ganze bitte noch Bio. Die Vielfalt an Produkten ist immens, die Labels sind divers, die Wahl wird immer schwieriger. So kommt es, dass ich vor drei verschiedenen Knollen Knoblauch stehe und mit der Kaufentscheidung hadere. Zweifel, die ich früher eher bei einer grösseren Investition in der Edelboutique hatte, sind heute vor dem Gemüsestand Alltag. Wir wollen keinen Fehlentscheid – weder beim Gemüse noch beim Hosenanzug.

Seit kurzer Zeit habe ich ein Problem weniger: Die Eier vom Biohof gibt’s jetzt bei mir um die Ecke. Einer meiner Lieblingslandwirte im Dorf produziert Bioprodukte. Besonders hübsch sind die Hühner im coolen Designerstall. Gut, für Bauern vielleicht ein gängiges Modell, für mich eine architektonisch gelungene Behausung. Und immer, wenn ich zu kalter Stunde am Stall vorbeifahre und friere, sind die Hühner noch im Haus. Auch wenn’s in Strömen regnet und ich mit dem Hund um die Wiesen ziehe, ist das Federvieh noch im gemütlichen Stall. Erst, wenn die Bedingungen perfekt und die Temperaturen gestiegen sind, picken die Bio-Weidehühner draussen genüsslich Futter. Lassen es sich gut gehen, sehen friedlich und entspannt aus. Mal ehrlich: Wäre es nicht toll, wenn wir auch ein bisschen Bio gehalten würden? Wenn wir unter optimalen Bedingungen arbeiten könnten? Wenn wir unbeschwert Grosses leisten könnten? Ich weiss, das Leben ist kein Ponyhof. Aber ein bisschen tierische Freude sollten wir uns gönnen.

Simone Leitner Fischer