Auf Abwegen.
Rumeiern bringt uns nicht ans Ziel. Naja, vielleicht auf Umwegen, aber sicher nicht rechtzeitig. Sie ahnen es bereits, ich ziele auf etwas ab. Auf mein Auto-Navigationsgerät. Und zu diesem Gerät habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Denn ab und wann verfehle ich mein Ziel. Trotz dieser smarten Hilfe. Nicht, weil die Technik versagt, eine Umfahrung nicht erfasst oder das Navi vom Weg abgekommen wäre. Nein, weil ich eine bessere Route kenne. Glaube ich zumindest. Was sich leider als falsch herausstellen kann. Nun reflektieren wir ja nach einigen Misserfolgen unser Handeln. Und dabei habe ich das Geheimnis gelüftet: Entweder wir fahren ohne Navi mit vermeintlicher Ortskenntnis, nach Orientierungssinn oder sonstigen Intuitionen und sind, sollten wir auf Abwege geraten, selber schuld. Oder aber wir vertrauen blind. Und das ist nicht allen gegeben. Beim Navi aber eine Voraussetzung. Denn es sieht das grosse Ganze und hat das Ziel immer vor Augen. Auch wenn unsere Sichtweise etwas anders ist.
Themenwechsel. Du oder Sie? Hip oder frech? Cool oder anbiedernd? Ich finde «Du» prima. Aber nicht überall. Nicht von allen. Und schon gar nicht ungefragt. Seit zwei Jahren werden wir wieder öfters geduzt. Nicht dass sich die Pandemie positiv auf unseren Hyaluronsäure-Haushalt ausgewirkt hätte. Vielmehr weil die Maske unsere (Lach)falten kaschiert. Das finde ich charmant. Auch in Unternehmen hält die Du-Kultur Einzug, dafür sorgen die Globalisierung und sozialen Medien. In manchen Firmen wird das Du gar verordnet. Quasi als Marketinginstrument. Wichtig ist nur, dass die Differenz zwischen progressiven Werbeslogans und der Unternehmenskultur nicht zu gross ist. Zurück zu meinem Navi. Seit Kurzem duzt es mich. Und hat einen legeren Umgangston angeschlagen. So leitet es nach der Routenberechnung mit den Worten «los geht’s!» meine Fahrt ein. Etwas gewöhnungsbedürftig, doch ich muss jedes Mal schmunzeln. Und das liebe ich an meinem Navi – es bringt mich zum Lachen, trotz gelegentlichen Wegdifferenzen.
Simone Leitner Fischer