GoodNews KW04/22

Für alle einen Kulttag.

In diesem Jahr geht der Valentinstag mit Sicherheit nicht spurlos an mir vorbei. Täglich werde ich digital aufgefordert, den 14. Februar auf keinen Fall zu vergessen. Und auf jeden Fall einen Strauss Rosen oder Tulpen zu kaufen. Durch die Blume? Mitnichten. Ganz zielorientiert mit Grössen- und Preisangaben. Ist ja klar, es geht ums Geschäft. Und das, nein, das stört mich nicht. Von mir aus könnte jedes Gewerbe einen Feiertag bekommen. Die Elektriker das Lichterfest. Die Schreiner das Woodfestival. Und die Plattenleger und Sanitär den Ceramic-Day. Ich bin überzeugt, es könnte zu jedem dieser und weiterer Beispiele eine schöne Geschichte, ein Mythos kreiert werden. Denn ohne plausible Story, herzerwärmende Romantik oder religiöses Brauchtum sind solche besonderen Tage wertlos. Dass wir es können, haben wir bekanntlich mit dem Dreikönigskuchen eindrücklich und erfolgreich bewiesen. Also plädiere ich dafür, mehr gewerbliche Kulttage zu kreieren und uns sinnvoll und von Herzen zu beschenken.

Zurück zu den Blumen. Klar, die meisten Schnittblumen, die wir kaufen, werden importiert. Sie haben schon einige Tage und längere Reisen durch mehrere Länder auf dem Stengel, bevor sie mit Jetlag in unseren Vasen landen. Vor allem im Winter. Natürlich gibt es einen Gegentrend: Die Slow-Flower-Bewegung. Nachhaltige, regionale und saisonale Blumen zu pflanzen, dabei auf Pestizide und lange Transportwege zu verzichten, lautet ihr Credo. Für den 14. Februar etwas schwierig. Also sind wir grosszügig und achten am diesjährigen Valentinstag eher auf die Etikette. Nicht nur am Valentinstag stellt sich nämlich die Frage: Was ist beim Verschenken von Blumen zu beachten? Dass rote Rosen als Ausdruck der Liebe gelten und sich daher nicht für jede Zielgruppe eignen, ist bekannt. Und dass Lilien immer noch mit Beerdigungsblumen assoziiert werden ebenso. Ein alter Zopf? Bestimmt. Dennoch spannend. Deshalb meine ich, wir sollten uns auch mit dem Rundherum eines Festtages beschäftigen – und dann beherzt einkaufen.

Simone Leitner Fischer