Wie männlich ist Pink?
Basis-Programm? Oder doch das Pflege-Angebot? Eventuell sogar die Premium-Variante? Eines ist sicher: Lumpen lassen wir uns nicht. Im Gegenteil. Wir setzen auf die neueste Generation. Schliesslich schulden wir unseren treuen Begleitern ab und zu etwas Aufmerksamkeit. Liebe Männer, bitte nicht weglesen. Wir befinden uns nicht in der Wellness-Anlage, die Sie gerne meiden. Wir stehen in der Autowaschanlage. Und natürlich nicht in irgendeiner. Nein, in einer Selbstbedienungs-Waschanlage, die modern und zeitgemäss ist. Vielleicht sogar divers? Auf jeden Fall hat sie mich überrascht. Beim Auto-Shampoonieren traute ich meinen Augen kaum: Der Schaum war pink. Sie kennen diesen farbigen Powerschaum? Ich kannte ihn nicht. War irritiert und amüsiert zugleich. Spontan fragte ich mich, ob die Farbwahl gar ein politisches Statement sei? Quasi das Gendern beim Autowaschen. In einer Domäne, in welcher Männer Jahrzehnte lang die Autoschnauze vorne hatten, trägt der Schaum nun Pink? Was ist geschehen?
Gleich vorneweg: Diesen Powerschaum gibt es auch in Blau. Aber in meiner Waschanlage ist er pinkfarben. Mich freut’s. Fortschrittlich? Wohl eher eine Marketingstrategie des Herstellers. Sei’s drum. Doch wussten Sie, dass Pink eine lange, bunte Karriere hinter sich hat? Bevor die Generation Lillifee ausschliesslich Rosa in ihre Kleiderschränke liess, zeigte sich die vermeintliche Tussifarbe männlich. Pink war einst der letzte Schrei unter Männern. Bis in die 1920er-Jahre. Dann wurde Rosa zum schwarzen Schaf. Elvis Presley schaffte es gerade noch, den bonbonfarbenen Cadillac berühmt zu machen, bevor die Codierung von Pink als weiblich besiegelt wurde. Und heute? Steht Rosa für harmlos und naiv? Nicht nur. Aktuell gilt Pink in der feministischen Welt als Empowerment-Tool, dominiert farblich den neuesten Barbie-Hollywood-Blockbuster. Zurück zur Auto-Waschanlage. Dort macht der pinke Schaum einfach nur sauber. Und sorgt auf Social Media für einen farbenfrohen Auftritt – bei Männern und Frauen.
Simone Leitner Fischer