Good News

Gefährlich gut.

Wenn Sie mir jetzt sagen, Sie sind vom Unheimlichen fasziniert, vom Bösen angezogen und von tödlichen Intrigen mitgerissen, dann bin ich weder schockiert noch beunruhigt. Dann weiss ich lediglich, dass Sie eine begeisterte Krimi-Leserin oder ein gefuchster Krimi-Liebhaber sind. Dass Sie zu den vielen Fans gehören, die sich von der Kriminallandschaft Schweiz längst ein Bild gemacht und die bedrohliche Wirklichkeit in der beschaulichen Heimat durchschaut haben. Denn die Kriminalroman-Leserschaft liebt es, wenn der Schweizer Alltag spektakulär nahe am Abgrund steht und die Fassade der heimischen Gesellschaft möglichst grosse Risse zeigt. Geschichten, die sich Autorinnen und Autoren ausgedacht und in ein Umfeld gesetzt haben, welches wir bestens kennen. Regionalkrimis, die von tödlichen Fällen im Kuhstall, in der Gondel, im Bioladen oder auf der Hühnerfarm erzählen, haben wir liebgewonnen. Makaber? Vielleicht. Aber äusserst erfolgreich. Das Geschäft mit Mord und Todschlag lässt die Kassen klingeln.

Jährlich erscheinen neue Kriminalromane. Für jedes Land, für jede Region, für jede Stadt sind heute Kommissare oder Privatermittlerinnen unterwegs. Kurz: Krimis sind omnipräsent, zeigen sich mal gut recherchiert wirtschaftlich oder ebenso gut recherchiert kulinarisch. Fokussieren mal auf politische Machenschaften, mal auf touristische Wahrzeichen. Nur der Stoff, aus dem die Krimis sind, ist derselbe geblieben: Eifersucht, Geld, Neid, Gier. Was machen Kriminalromane so erfolgreich? Haben wir etwa eine zerstörerische Grundeinstellung? Nein. Wir geniessen es einfach, eine gut geschriebene, fiktive Geschichte zu lesen. Klar, Krimis realisieren für einen Moment das, was wir am meisten fürchten: Dass die moralische Ordnung zusammenkracht. Doch dann kommen die Guten ins Spiel. Diejenigen, denen Gerechtigkeit wichtig und Mut angeboren ist. Diejenigen, die für uns mal kurz die Welt retten. Deshalb finde ich, darf ein Krimi unter den Christbaum. Ich wünsche Ihnen wunderschöne und spannende Weihnachtstage.

Simone Leitner Fischer