Warum Spazieren cool ist.
Was halten Sie vom Spazierengehen? Sie wissen schon, dieses unmotivierte Losgehen ohne Ziel, aber mit der Absicht, etwas Gutes für Körper und Geist zu tun? Kleine Beobachtungen in der Natur machen. Sich wundern und freuen. Auf andere Ideen kommen. Vielleicht überhaupt auf Ideen kommen. Mag sein, dass der Spaziergang kein Trendsetter, eher langweilig und nach wie vor mit einem verstaubten Image behaftet ist. Dennoch, bereits eine halbe Stunde durch den Wald zu schlendern, um die Häuser oder über die Felder zu ziehen, wirkt überraschend erfrischend. Ich will das Spazierengehen nicht als cooles Abenteuer feiern oder gar wissenschaftliche Erkenntnisse zitieren – die es durchaus gäbe. Noch will ich behaupten, dass ein Spaziergang etwas Meditatives ist. Oder gar als «Waldbaden» betiteln. Ich kann aber definitiv sagen, dass ich nach jedem Spaziergang gut gelaunt zurückkehre. Ob sich mein Geist immer austoben und regenerieren kann, weiss ich nicht. Aber ich habe eine halbe Stunde lang tief durchgeatmet.
Das war nicht immer so. Als Kind habe ich Spazierengehen gehasst. Erinnern Sie sich? Diese Wanderungen, die Erwachsene am Sonntag nach dem Mittagessen anordneten? Idealerweise aber nur, wenn Besuch da war. Ein anderer Grund für Kinder, sich ergebnisoffen «nur mal die Beine etwas zu vertreten», gab es damals nicht. Und auch heute ist es nicht so, dass ich mich auf einen Spaziergang freue. Dennoch spaziere ich fast täglich. Aber nicht, weil ich so gesund und nachhaltig lebe. Nein, weil ich unseren Hund an die frische Luft begleite. Heute war es besonders schön. Nach den herrlichen Sommertagen hat es zum ersten Mal wieder in Strömen geregnet. Schon als ich aus dem Haus trat, war spürbar, wie die frische Luft direkt in mein Gehirn strömte, meine Gedankenschleife auslöschte und Raum für Neues schaffte. Regen und Wind klatschten in mein Gesicht, zerzausten die Haare und erstes Laub rauschte an mir vorbei – einfach wunderbar lebendig. Es sind diese kleinen Momente, in denen wir spüren: Natur tut gut.
Simone Leitner Fischer