Good News 34/23

Haben Sie auch dumme Gedanken?

Der Alltag hat uns wieder. Das Hamsterrad dreht bereits in gewohntem Tempo. Der Terminkalender füllt sich zuverlässig. So weit, so normal. Nur haben wir uns während den Sommerferien geschworen, dass wir ab sofort behutsamer durchs Leben gehen, unseren Alltag bewusster planen. Ob wir diesen Masterplan dem Zufall überlassen haben? Natürlich nicht. Wir haben gründlich recherchiert. Haben uns informiert, wie wir gelassener, freundlicher und positiver werden können. Und ich sag Ihnen eins: Sie kommen am Begriff Achtsamkeit nicht vorbei. Das heisst, im Hier und Jetzt zu sein – und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Also lesen wir weiter. Wir verstehen, dass Achtsamkeit zwar komplex, aber wirkungsvoll sei. Und da wir Zeit haben, fangen wir gleich mit einer Atemübung an. Wir konzentrieren uns auf uns. Und haben schon das erste Problem: Wir sollten an nichts denken. Aber just in diesem Moment spielen unsere Gedanken verrückt. Also vermeiden wir die grossen Themen und denken an Belangloses.

Ob beim Zebra der erste Streifen dunkel oder hell ist? Warum sich Tom und Jerry, die immer ohne Kleider rumlaufen, ausgerechnet zum Schwimmen eine Badehose anziehen? Und ob die Haarspülung, die mit «7 Sekunden» wirbt, nach 14 Sekunden doppelt so gut oder gar nicht mehr wirkt? Irgendwann beruhigen sich unsere dummen Gedanken und es tritt tatsächlich Ruhe ein. Wir beschliessen, diese Übung zu perfektionieren. Lesen aber, dass in der Perfektion viel Stress liegt. Wir sollten einfach mal zufrieden mit uns sein. Uns nicht ständig hinterfragen, kritisieren oder beurteilen. Uns auch mal loben. Und wenn ein Fehler passiert? Dann sollten wir uns verzeihen. Denn in den meisten Fällen ist das Missgeschick für uns dramatischer als für die anderen. Übrigens lesen wir auch, dass heute kein Spitzenathlet, sei es eine Skifahrerin oder ein Golfer, ohne mentales Training auskommt. Schliesslich müssen alle mit Niederlagen klarkommen. Und mit selbstsabotierenden Gedanken gewinnt niemand. Schon gar nicht im Hamsterrad.

Simone Leitner Fischer