Good News 16/23

Atemberaubend?

Pesto, Pasta, Ravioli, Risotto, Bergkäse, Bratwurst oder Butter – die Aufzählung liesse sich beliebig fortführen. Derzeit scheint es beinahe kein Gericht zu geben, das nicht mit dem Wildkraut veredelt wird. Bärlauch heisst das Objekt der Begierde, das in diesen Wochen nicht nur eifrig geerntet wird, sondern in der Küche für guten Geschmack sorgt. Ob ich übertreibe? Vielleicht. Doch in Deutschland wird gar von «Bärlauchdelikten» geschrieben. In einigen Wäldern sollen sich sonderbare Fälle von Pflanzendiebstahl häufen. Das lässt die Frage aufkeimen, ob das Kraut etwa berauschende Wirkung zeigt? Obwohl Bärlauch zwar weder ein Rauschmittel ist noch süchtig macht, ist es ein Wunderkraut mit Mehrwert. Es wirkt anregend, antibiotisch, blutreinigend, entzündungshemmend und schleimlösend. Glaubt man Legenden, sollen sich Bären nach dem Winterschlaf mit dem Kraut gestärkt haben, um ihren Körper und den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Also, lassen Sie uns Bärlauch essen und bärenstark durchstarten.

Bärlauch hat Saison, keine Frage. Doch wie jeder Siegeszug, hat auch dessen Medaille eine Rückseite. Die Omnipräsenz des Wilden Knoblauchs wird nicht von allen geliebt. Mehr noch, der dominante Bärlauch mit atemberaubendem Nachgeschmack wird gar als Zumutung empfunden. Und was viele vergessen haben: Hater-Communities sind keine neue Erscheinung. Der Bärlauch spaltet nämlich seit jeher die Tischgesellschaften. Schon im 16. Jahrhundert wurde dem Wildkraut ein übler und starker Geruch nachgesagt. Kein Wunder, denn die buckelige Verwandtschaft des saftigen Superfoods sind Knoblauch und Zwiebeln. Doch all die üblen Gerüchte und Gerüche macht Bärlauch als Heilpflanze wieder wett. Er ist eines der ältesten Heilkräutern Europas und war schon den Germanen und Kelten bekannt. Definitiv Grund genug, heute Abend einen schönen Teller Bärlauch-Pasta zu essen, den intensiven Nachgeschmack zu ignorieren und einfach zu geniessen. Nachhaltig ist Bärlauch alle­weil – die heimischen Wälder laden zum Pflücken ein.

Simone Leitner Fischer