Good News 10/24

Bei mir piept’s!

Sie kommen, um zu blieben. Nicht unbedingt zur Freude aller. Aber das ist ihnen egal. Sie werden aus ihrer Heimat verschleppt, bei uns ausgesetzt und vermehren sich. Neozoen lautet der wissenschaftliche Fachbegriff. Gebietsfremde Tiere, nennen wir sie. Ganz ehrlich: Noch vor einem Jahr hätte ich weder den Unterschied zwischen Neozoen und Neophyten gekannt noch gewusst, dass invasive Tierarten eine Gefahr darstellen. Und dass wir im Bucheggberg Waschbären haben, hielt ich sowieso für eine Mär. Aber seit meinem Mandat für ein Magazin, das sich der Tierwelt verschrieben hat, bin ich informiert. Und manchmal auch desillusioniert. Denn gerade die süssen Waschbären assoziierte ich mit niedlich und putzig. Doch sie haben eine dunkle Seite. Im Kanton Solothurn sind sie jagdbar und zwar ganzjährig. Warum? Weil der Waschbär eben ein Neozoon und obendrein als potenzieller Überträger von Krankheiten, als Unruhestifter und als Schädling kein beliebter Gast ist. Ich kann nur sagen: Informiert sein, hat auch entlarvende Seiten.

Denn wie heisst es so schön: Lerne fürs Leben. Und wenn ich jetzt über meinen Garten nachdenke und mich frage, wie es um dessen Biodiversität steht, bin ich unsicher. Was im Busch ist? Viel. Denn wenn ich morgens das Haus verlasse, pfeifen es die Vögel vom Bambus: Wir sind da und fühlen uns wohl! Ja, bei uns piept’s. Unzählige Vögelchen sitzen in unserem Bambus, bauen Nester und geniessen in den vielen kleinen Blättern einen sicheren Rückzug. Kurz: Sie haben in diesem exotischen Gewächs ein neues Zuhause gefunden. Nicht, dass ich ein Loblied auf Bambus singe, ganz im Gegenteil. Aber unseren Piepmätzen bietet er Deckung. Klar, es gibt immer bessere Wege und neuere Erkenntnisse, einen Garten zu bepflanzen. Der Kirschlorbeer und andere invasive Pflanzen fallen ab September schon mal weg. Von Amtes wegen. Die Schweiz hat eine neue Verordnung erlassen, die den Verkauf bestimmter gebietsfremder Pflanzen verbietet. Um uns zu ärgern? Nein, um die Umwelt zu schützen. Wie gesagt, ich werde noch viel lernen.

Simone Leitner Fischer