Good News 10/23

Wer wird sehnsüchtig erwartet?

Ich habe alles gegeben. Gut gereinigt, tief herumgestochert, fest gepumpt. Und natürlich gefühlte 100 Liter säurehaltige Chemikalien in den Abfluss gekippt. Obendrein noch einen besonders teuren Power-Gel gekauft, der verspricht alles, aber wirklich auch alles, zu entfernen. Fazit: alles umsonst. Kurz: rausgeschmissenes Geld. Und die kleinen Fischchen sind auch umsonst gestorben. Mein Abfluss ist und bleibt verstopft und mein schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt belastet. Ein wenig jedenfalls. Denn mein akutes Hauptproblem sind nicht die unschuldigen Tier­chen. Sondern, dass mein Abfluss in der Küche nicht funktionsfähig ist. Schlimm? Sehr sogar. Wie heisst es so schön: Die Küche ist das Herz der Wohnung. Und wer bitte akzeptiert Herzrhythmusstörungen oder gar einen Herzstillstand? Eben. Ich rufe also dem Sanitär­unternehmen meines Vertrauens an – seit über 20 Jahren dieselbe Firma aus der Region. Und was soll ich sagen? Wenige Stunden später schlägt das Herz der Wohnung wieder einwandfrei.
Kürzlich sprach ich mit einem Servicemonteur für Haushaltapparate im Rahmen eines Interviews. Er erzählte von seinem beruflichen Alltag. Und betonte, er sei in der glücklichen Lage, von den Kundinnen und Kunden sehr freundlich empfangen und respektvoll behandelt zu werden. Wen wundert’s? Es sind doch alle froh und glücklich, wenn die Geräte wieder funktionieren. Denn schon wenige Tage ohne Kochfeld, Steamer oder Kühlschrank können ein veritables Familiendrama auslösen. Also wird das Klingeln der Handwerkerin oder des Monteurs zur grossen Erleichterung. Da sagte ich spontan: «Was haben Sie für einen coolen Beruf. Wer bitte wird so freundlich empfangen? Wird mit Kaffee und Kuchen eingedeckt, wird gelobt und gepriesen?» Er nickte. Und ich habe mich gefragt, ob dieser Aspekt nicht eine Marketingkampagne für handwerkliche Berufe sein könnte? Ich weiss, viel zu naiv. Aber immerhin würde die Wertschätzung, von der heute alle sprechen, thematisiert. Vielleicht so: «Wer wertschätzt, kriegt die Besten.»

Simone Leitner Fischer