Good News 08/23

Vielfalt auch in der Küche.

Alles was recht ist, aber das geht zu weit. Wir lassen uns doch nicht unser Riz Casimir madig machen. Schon gar nicht von internationalen Foodies, die keinen Bezug zu unserer Gastrogeschichte haben und eben so wenig zum Exoten, der keiner ist. Schliesslich geht es um ein Schweizer Kultgericht, das wir lieben – wenn auch mit einem Augenzwinkern. Aber von vorne: Die Online-Enzyklopädie «TasteAtlas», die sich, wie der Titel vermuten lässt, als ein Atlas der Geschmäcker, traditioneller Gerichte und authentischer Restaurants versteht, bewertet die beliebtesten und unbeliebtesten Traditionsgerichte weltweit. So kam es zur Deklassierung des Schweizer Klassikers, der 1952 von Mövenpick-Gründer Ueli Prager erfunden wurde: Riz Casimir ist nun offiziell eines der weltweit schlechtesten Gerichte. Das schmeckt bitter. Obwohl wir uns immer bewusst waren, dass die Exotik des Riz Casimir im Vollrahm und den süssen Konservenfrüchten kläglich untergeht. Und dass es um Nostalgie, nicht um Authentizität geht.

Aber seit gestern, Aschermittwoch, sind kulinarische Diskussionen eher weniger hip – die Fastenzeit hat begonnen. Gut, wir Solothurnerinnen und Fasnächtler lassen zuerst noch die vergangen Tage ausklingen und sind dann heute oder morgen für etwas Verzicht bereit. Übrigens halten es laut einer Krankenkassen-Studie 63 Prozent der Befragten gesundheitlich für sinnvoll, mehrere Wochen gezielt auf Genussmittel oder Konsumgüter zu verzichten. Tendenz steigend. 2012 war es noch die Hälfte der Befragten. Spitzenreiter beim Verzicht sind Alkohol, Zucker und Fleisch. Dicht gefolgt von Nikotin. Allerdings nur noch 19 Prozent wollen einen Digital Detox. 2014 lag der Wert noch bei 31 Prozent. Mein Vorschlag: Ob gesundheitlich oder religiös motiviert, gestalten wir die Zeit bis Ostern sinnvoll und überlegen uns, auf was wir auch nach der Fastenzeit verzichten können. Meine Antwort: Auf Respektlosigkeit gegenüber anderen Meinungen. Auch gegenüber kulinarischem Kulturgut. Mein Motto: Vielfalt auch in der Küche.

Simone Leitner Fischer