Fühle mit!

«Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden».

Dieses Zitat wird Carl Spitteler, Schweizer Dichter und Literaturnobelpreisträger, zugeschrieben. Können Sie ihm zustimmen? Wie steht’s gerade um Ihre Gefühle und Ihr Glück?

Durch die unterschiedlichsten Informationen in den verschiedenen Medien sind Menschen steilen Achterbahnen der Gefühle ausgeliefert. Nachrichten von Krieg, Flucht und Vertreibung, Hungersnot und Naturkatastrophen, sozialen und finanziellen Tragödien, Arbeitslosigkeit und Gewalt verleiten dazu, Augen und Ohren zu verschliessen, um nicht alles er-tragen zu müssen. Ganz im Gegenteil dazu lösen «härzige» Videos über Säuglinge, Kleinkinder oder aus dem Tierreich mit ihrem «Jö-Effekt» ein absolutes Wohlgefühl aus, das nach «mehr» ruft. Krasser kann der Unterschied nicht sein, oder?

Menschen sind zum Glück nicht nur vom Verstand geleitet, sondern sie sind auch Gefühlswesen. Wir lassen uns, wie es so schön heisst, oft «vom Bauch steuern». Ein Besuch bei Menschen, die mit einer Demenz leben, kann das deutlich machen: Obwohl eine klare Orientierung im Hier und Jetzt nicht mehr funktioniert und alles, was den Verstand fordert, nicht mehr geleistet werden kann und verunsichert, funktioniert deren «Bauchgehirn» noch. Auf dieser Ebene kann meist recht gut kommuniziert werden, wenn sich das Gegenüber darauf einlässt und die Zeichen richtig deutet. Mit unserem «Bauchgefühl» ist aber nicht alles getan. Wer im Leben und Zusammenleben von Menschen sein Herz öffnet und dieses sprechen lässt, macht das Mitgefühl zum Tonangeber und fördert damit das «Glück auf Erden».

Im Neuen Testament findet sich das Gleichnis vom «Barmherzigen Samariter» (Lukas 10,25-37), der durch sein Mitgefühl in der Notsituation eines «wildfremden» Menschen dafür sorgt, dass dieser versorgt und seine Not gelindert wird. Manchmal hören Kinder «warmherzig», wenn ich «barmherzig» sage. Sie drücken dadurch aus, wie sie dieses Gleichnis verstehen: Es geht darum, die Wärme des Herzens zu zeigen und andere davon in Genuss kommen zu lassen. Genau dazu lädt Jesus, der das Gleichnis erzählt, seine Hörerinnen und Hörer ein.

«Zeig Herz» sagen die zum Herz geformten Hände auf dem zweiten Plakat unserer herbstlichen Plakatserie. Sie laden dazu ein, mitzufühlen, beherzt zu handeln und barmherziges Handeln anzunehmen. Das kann ganz unterschiedlich aussehen und sich sowohl in der unmittelbaren als auch in der weiteren Umgebung zeigen.

Haben Sie eine Idee, Ihr Herz in die Hand zu nehmen und so zum «schönsten Glück auf Erden» beizutragen?

Im Auftrag der reformierten Bezirkssynode Solothurn:

Dorothea Neubert, Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf
Gestaltung, Bossard-Grafik, Lohn-Ammannsegg