Die Zeit läuft unaufhaltsam:
Sekunde um Sekunde, Minute um Minute, Stunde um Stunde. So vergeht Tag um Tag, eine Woche löst die andere ab, ein Monat folgt dem anderen und wieder ist ein Jahr vorbei. Nicht immer empfinden wir Zeit so fliessend. Es gibt Zeiten, die nicht enden wollen, stocken oder schier stehen bleiben. Oft verbringen wir diese in Wartezimmern oder Warteschlangen oder nach einer schockierenden Meldung.
Es gibt auch Zeiten, die wir mit der Stoppuhr messen, damit z.B. die Schnellste beim Rennen, Schwimmen, Fahren oder Gehen gefunden werden kann. Und wenn eine Halbzeit in einem entscheidenden Fussballmatch fünf Minuten Verlängerung erhält, kann das für das eine Team glückliche und für das andere ärgerliche Folgen haben.
Wenn eine Ärztin die Diagnose einer unheilbaren Krankheit mitteilt, dauert es nicht viel länger, als wenn sie einer Frau die Schwangerschaft bestätigt, oder?
Zeit ist relativ: Wir empfinden sie verschieden und können sie nicht festhalten. Schwere Zeiten kann niemand verkürzen und schöne keiner verlängern. Zeit läuft in gleichmässigem Takt und ist bisweilen unerbärmlich. Und: Sie ist eines unserer kostbarsten Güter, das uns Gott bereits in der Schöpfung geschenkt hat.
In den kommenden Sommerferienwochen stellen viele auf eine andere Zeitmessung um: Wie gut tut es, mit einer leeren Agenda Tag für Tag nur das tun zu können, wonach einem gerade ist? Wie schön ist es, die einem zur Verfügung stehende Zeit selbst bestimmen zu können und den Tag nach Lust und Laune, Bewegungsfreudigkeit, Schlafbedürfnis und Appetit gestalten zu können?! Wie bereichernd ist es auch, nach Feierabend einen erfrischenden Schwumm in der Aare zu wagen oder einen gemütlichen, langen Sommerabend mit Freunden zu verbringen?! Wir brauchen solche freien Zeiten, um den getakteten Zeiten des Alltags gewachsen zu sein.
Das offene Zelt und das im Wind wiegende Schilf stellen diese «freien Zeiten» des Sommers einladend dar. Freizeit durchbricht die Zeitmessung des Alltags und kann Türen öffnen zu dem, was uns lieb, wert und kostbar ist.
Vielleicht gelingt es Ihnen, in den kommenden Wochen, Ihre freien Zeiten so offen, leicht und einladend zu verbringen, wie es auf dem Plakat dargestellt ist? Ich wünsche es Ihnen.
Egal, wo und wie Sie die Sommerwochen verbringen: Haben Sie Mut zu freien Zeiten, teilen Sie Ihre Zeit freizügig mit anderen und bleiben Sie behütet!
Im Auftrag der reformierten Bezirkssynode Solothurn:
Dorothea Neubert, Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf
Gestaltung, Bossard-Grafik, Lohn-Ammannsegg