dra blibe

Gott lädt ein, seinen Faden (wieder) aufzunehmen.

Manchmal fällt es schwer, mit allen Gedanken bei einer einzigen Sache zu bleiben, seine Aufmerksamkeit nur auf eine Aufgabe zu richten: Da läuft die Tagesschau und daneben suchen wir im Smartphone eine vertiefte Information – während bereits die nächste Meldung der Sprecherin an uns vorbeirauscht… Wenn ich telefoniere, ploppt eine Nachricht aufs Handy und schwupps: schon habe ich diese gelesen und mir die Worte für eine Antwort überlegt – während meine Gesprächspartnerin in ihren Ausführungen schon ein paar Schritte weiter ist und mir dann noch eine Frage stellt, auf die ich keine Antwort geben kann…

Auch wenn manche Menschen von sich sagen, sie seien «multitasking», d.h. sie können mehrere Dinge gleichzeitig tun und denken, ist offenkundig, dass dies nur mit geteilter Aufmerksamkeit geht. Oft genug verliere ich den Faden und Kommunikation wird schwierig. Anders Kinder: Ich staune, wie sie stundenlang konzentriert bei einem Spiel bleiben und dabei ihre Umgebung ganz vergessen können. Nichts kann sie ablenken, manchmal nicht einmal der Hunger. Bei Kindern ist die Verbindung ungestört. Der Faden, der Präsenz und ungeteilte Aufmerksamkeit symbolisiert, ist intakt. Könnten dies Erwachsene wieder lernen oder ist bei ihnen diesbezüglich schon alles verloren?

Als Ermutigung lese ich die Verheissung Gottes, die Josua erhält: Bei ihm sei nicht alles verloren! Gott selber nimmt Verbindung zu Josua auf, als er wegen der Aufgabe, die er übernehmen soll, völlig verunsichert und ängstlich ist, nicht weiss, was er zuerst machen, denken und planen soll, welche Prioritäten er setzen soll: «Sei mutig und entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst.« (Josua 1,9). Gott bleibt dran an «seinem Menschen», begleitet ihn auch durch schwierige, unsichere und angstmachende Zeiten und schenkt ihm Kraft für den nächsten Schritt. Gott lädt ein, seinen Faden (wieder) aufzunehmen, gestärkt und mit ungeteilter Aufmerksamkeit auf seinem Lebensweg unterwegs zu sein, dabei seine Aufgaben zu übernehmen und darauf zu vertrauen, dass Gott wirklich seine Verheissungen erfüllt.

Einen strapazierfähigen Faden und genügend Vertrauen auf Gottes Verheissung wünscht Ihnen für oft trübe Novembertage.

Dorothea Neubert,
Pfarrerin in Aetingen-Mühledorf,
im Auftrag der reformierten
Bezirkssynode Solothurn