D Geier Wally

Vom «Mädchen 1» zur «Geier Wally».

Aïna Probst spielt im Buechiwäger Freilichtspiel «D Geier Wally» die Titel-figur. Die Schnottwilerin ist gänzlich vom Theatervirus infiziert. Doch die Schauspielerei soll ein Hobby bleiben, sagt die angehende Primarlehrerin.

Die 22-jährige Aïna Probst kann schon auf eine beachtliche Theaterkarriere zurückblicken. So spielte sie, neben vielen anderen Rollen, Hauptrollen in den Grenchner Freilichtspielen «Rote Zora» und «Romeo und Julia» und beim Theaterverein Lyss die Milena in «Die Schweizermacher». Zum ersten Mal auf der Bühne stand sie 2012 bei «Brönz», dem damaligen Buechiwäger Freilichtspiel, das im Chappeli bei Schnottwil aufgeführt wurde. «Ich wollte damals unbedingt mitspielen», erzählt sie elf Jahre später im Garten ihres Elternhauses in Schnottwil. Sie habe ihren Vater immer wieder bedrängt, dass er die Regisseurin Yvonne Hofer anruft, um diese für eine Rolle anzufragen. Schliesslich liess sich der Vater erweichen, tätigte den Anruf, und so kam die damals elfjährige Aïna als «Mädchen 1» in «Brönz» zu ihrem Bühnendebüt. «Es hat mir so gut gefallen. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn die Aufführungen ewig weitergegangen wären.»

«Eine Riesenehre»
Fortan war sie vom Theatervirus infiziert. Und nun also spielt sie die Titelfigur in «D Geier Wally». Dabei gehörte auch einiges an Bangen ihrerseits dazu. Das kam so: Vor rund zwei Jahren wurde sie von Buechiwäger-Regisseurin Yvonne Hofer nach einer Grenchner Freilichtaufführung auf ihre Zukunftspläne angesprochen und gefragt, ob sie gedenke, weiterhin in Schnottwil wohnhaft zu bleiben. Sie habe dies bejaht. «Gut», habe die Regisseurin gesagt, sie werde dann mit einer Frage auf sie zukommen. «Danach hörte ich wohl ein ganzes Jahr nichts mehr von ihr», sagt Aïna Probst, die insgeheim die Hoffnung für eine grosse Rolle an den Buechiwäger Freilichtspielen hegte. Sie habe schon gedacht, die Sache habe sich wohl im Sand verlaufen, sagt sie. «Ich machte mir gar keine Hoffnungen mehr.» Doch damit lag sie falsch. Letzten Sommer trat Yvonne Hofer mit der Frage an sie heran, ob sie die «Wally» spielen wolle. Natürlich sagte Aïna Probst ja. «Ich verspüre eine unglaubliche Freude, die Rolle spielen zu dürfen. Das ist eine Riesenehre für mich.» Doch nicht nur Freude und Ehre habe sie verspürt, sondern auch einen gewissen Bammel. Denn ihr sei auch gewahr geworden, welch grosse Verantwortung da auf sie zukomme. Mit den Proben hat sich der Bammel etwas gelegt und sie spricht vom «Megateam» mit dem sie zusammenarbeiten dürfe. «Ich freue mich auf alles, was kommt», sagt die angehende Lehrerin, die zurzeit noch die Pädagogische Hochschule Bern besucht und jeweils freitags an einer 5. Klasse in Diessbach unterrichtet. «Ich habe das gefunden, was ich gerne mache», sagt sie zu ihrer Berufswahl.

Richtige Zeit, richtiger Ort
Und die Schauspielerei? Sie frage sich zuweilen schon, warum sie sich beruflich nicht dafür entschieden und sich an der Hochschule der Künste Bern eingeschrieben habe. Doch habe sie das Gefühl, dass der Lehrerinnenberuf sie erfüllen werde. «Ich habe gerne Kinder. Und ich freue mich enorm, wenn ich in einem Jahr nach abgeschlossener Ausbildung endlich voll und ganz ins Berufsleben einsteigen kann.» Lehrerin sei auch ein guter Beruf, um Teilzeit arbeiten zu können. Gegen eine professionelle Schauspielerinnenkarriere hätten zudem die finanziellen Unsicherheiten gesprochen, die dieser Beruf mit sich bringe. «Ich habe mit einigen Profs zusammengearbeitet, die nicht von ihrem Beruf leben können.» Das will aber nicht heissen, dass Aïna Probst eine berufliche Zukunft in den darstellenden Künsten gänzlich ausschliesst. Ein Traum von ihr wäre auch ein Job beim Radio oder Fernsehen. Nun denn, komme was wolle. Jedenfalls hat sich verinnerlicht, was ein professioneller Schauspieler zu ihr gesagt hat. Nämlich, dass es heute fast wichtiger sei, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, als über einen Bachelor in Schauspiel zu verfügen. Und wer weiss, vielleicht entpuppt sich ja die Aetigkofer Egg, auf der «D Geier Wally» ab dem 15. August dargeboten wird, als genau der richtige Ort.

Die siebente Darbietung
Die Buechiwäger Freilichtspiele haben ihren Ursprung im Festspiel «Üse Wäg», mit dem 1991 beim Schloss Buch-egg die 600-jährige Zugehörigkeit des Bucheggbergs zu Solothurn gefeiert wurde. 1992 wurde der Buechiwäger Verein gegründet mit der Absicht, alle vier oder fünf Jahre im Bucheggberg eine Freilichtaufführung auf die Bühne zu bringen. Nach «Steibruch» (1995), «Belinda» (1999), «Katharina Knie» (2003), «Hansjoggeli der Erbvetter (2008), «Brönz» (2012), «Der Schärer Micheli» (2018) ist «D Geier Wally», die am 15. August 2023 auf der Aetigkofer Egg Premiere feiern wird, die siebente Aufführung der Buechiwäger.

Daniel Rohrbach, Brügglen

Informationen
www.freilichtspiele.ch