Mit dem Gründer und Intendanten der Bühne Burgäschi Hermann Gehrig sprach Ursula Willi.
Die Operetten im Äusseren Wasseramt und du werden immer in einen Zusammenhang gebracht. Ich kenne nur die Bühne Burgäschi. Wie war es vorher?
Als frischgebackener Primarlehrer trat ich 1970 meine erste Stelle in Aeschi an. Der damalige katholische Ortspfarrer fragte mich an, ob ich nicht den verwaisten Kirchenchor leiten würde. Ich überlegte nicht lange und sagte zu. Aus dieser Zusage wurde eine 36-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit. Bald begannen wir nebst dem Kirchengesang mit Musiktheateraufführungen. Das erste Singspiel war von Otto Wolf. Es hiess «Vettergöttis Annelys».
Wann kam der Wechsel zur eigentlichen Operette?
Im Jahr 1990. Wir gaben die Operette «Der fidele Bauer» zum Besten. Alle Solisten waren Chormitglieder. Meine Tochter Melanie sang die Rolle des Heinerle.
Und dann?
Mit dieser Leo-Fall-Operette hatten wir einen grossen Erfolg. Es folgten «Der Vogelhändler», «Im weissen Rössl», «Der Zigeunerbaron» und «Der Bettelstudent». Unser Operettenhaus war die Mehrzweckhalle Etziken. Alle Produktionen waren reine Amateuraufführungen.
Wie muss man sich diese Operettenaufführungen aus finanzieller Sicht vorstellen?
Die Produktionen brauchten wenig Geld. Die Eintrittspreise waren gering. Am Schluss war jeweils viel Geld in der Vereinskasse, besuchten uns doch um die 10 000 Leute. Mit dem Reingewinn machten wir mehrtägige Reisen an die Spielorte der Operettenhandlung. So reisten wir zum Beispiel nach dem «Bettelstudent» nach Krakau.
Wie entstand schliesslich der Name Bühne Burgäschi?
Mit zunehmendem Engagement kam mein Laienchor an seine Grenzen. So kam es vor bald 20 Jahren zu einer Trennung. Für mich wurde die Operette ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich konnte und wollte diese Leidenschaft nicht aufgeben. Darum gründete ich mit Freunden den Verein Musik im Äusseren Wasseramt. Seine Bühnenproduktionen stehen unter dem Namen Bühne Burgäschi.
Und dann begann alles mit der «Gräfin Mariza»?
Ja. Aeschlimanns boten uns ihren Bauernhof an, um bei ihnen Operetten openair aufzuführen. Viermal spielten wir auf dem Burghof.
Seit einigen Jahren seid ihr nicht mehr dort.
Mit der Operette «Die Zirkusprinzessin» zogen wir weiter.
Jetzt spielt ihr jeweils auf der grünen Wiese!
Nicht ganz. In Oekingen, mit der kleinen Operette, sind wir zu Gast bei den Hornussern. Dort bietet uns ein gut-eingerichtetes Clubhaus einiges an Komfort. Bei der Grossoperette bauen wir auf freiem Feld.
Ihr steht jetzt drei Wochen vor der Premiere der Operette «Roxy und ihr Wunderteam». Wie geht es dir?
Gut. Mit grosser Freude erlebe ich, wie eine weitere Operette entsteht. Die künstlerische und musikalische Leitung liegt in den Händen meiner Tochter und meines Schwiegersohns. Wir sind jetzt mitten in den Bauarbeiten. Alles läuft nach Plan. 35 rüstige Freunde helfen mir beim Aufbau der Infrastruktur im Aeschimoos.
Sorgen bereitet mir der schlechte Vorverkauf. Corona und die politische Situation in Osteuropa spielen dabei wohl eine Rolle. Als unverbesserlicher Optimist hoffe ich auf einen Exploit nach der Premiere, denn die humorvolle Handlung, die schwungvolle Musik und die fantastischen, lebensfrohen Leistungen aller Mitwirkenden auf der Bühne und im Orchester werden etwas auslösen.
Ursula Willi, Biberist